Cold Case in Bochum : Mord wohl nach drei Jahrzehnten aufgeklärt
Nach gut 30 Jahren ist es Ermittlern in Nordrhein-Westfalen gelungen, einen dringend mordverdächtigen Mann in Deutschland hinter Schloss und Riegel zu bekommen. Der kurz zuvor aus Großbritannien überstellte 58 Jahre alte Deutsch-Pole wurde am Mittwochabend dem Haftrichter vorgeführt.
Anfang März 1996 war ein damals 55 Jahre alter Mann im Bochumer Stadtteil Wattenscheid beim Verlassen einer Gaststätte mit zahlreichen Messerstichen getötet worden. Das Opfer erlag noch am Tatort seinen schweren Verletzungen, der Täter konnte unerkannt flüchten. In der Nähe des Tatorts fanden Polizeibeamte in einer Mülltonne blutdurchtränkte Kleidung und die Tatwaffe. Das Blut konnte dem Opfer zugeordnet werden. Zudem konnten DNA-Spuren einer weiteren Person gesichert werden, deren Identität trotz intensiver Bemühungen aber zunächst nicht geklärt werden konnte; die Tat zählte lange zu den spektakulären offenen Ermittlungsverfahren („Cold Cases“) in Nordrhein-Westfalen.
DNA-Abgleich mit Großbritannien brachte Durchbruch
Die Ermittler suchten auch mit einer Flugblattaktion sowie über die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY Ungelöst“ nach dem Tatverdächtigen. Aber erst ein automatisierter, schengenweiter DNA-Abgleich 2022 führte zum dringend tatverdächtigen Deutsch-Polen in Großbritannien, der 1996 im Ruhrgebiet gelebt hatte. Als die deutschen Behörden einen internationalen Haftbefehl gegen den Mann erwirkten, wurde er kurz darauf in Großbritannien zwecks Auslieferung verhaftet. Weil er Rechtsmittel gegen seine Auslieferung einlegte, dauerte es aber noch zwei Jahre, bis er nach Bochum gebracht werden konnte.
Bis Frühjahr 2023 gab es im LKA Nordrhein-Westfalen eine „Besondere Aufbauorganisation“ (BAO) namens „Cold Cases“. Aufgabe der zwei Dutzend Ermittler war es, alle der mehr als 1100 ungelösten Mord- und Vermisstenfälle im bevölkerungsreichsten Bundesland auf neue Ermittlungsansätze abzuklopfen. Tatsächlich entdeckten sie in mehr als vierhundert Cold Cases neue Anknüpfungspunkte, die nach Ende des LKA-Projekts in den 16 über das ganze Land verteilten Kriminalhauptstellen weiterverfolgt wurden, darunter auch der lange Zeit unaufgeklärte Bochumer Mordfall.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) erklärte, die Arbeit der Cold-Case-Ermittler trage weiter Früchte. „Kein Täter soll sich nach einer solch grausamen Tat sicher sein, dass wir ihn nicht kriegen – auch nicht nach so langer Zeit.“