Besitz von Kinderpornographie : Kölner Polizei ermittelt gegen 70 Verdächtige

In Köln sind Ermittlungen gegen 70 mutmaßlich pädophile Männer aufgenommen worden, die im Besitz von Fotos und Videos sexuell missbrauchter Babys und Kleinkinder sind. Einige von ihnen sollen die Minderjährigen auch selbst vergewaltigt haben.
Die Polizei in Köln ermittelt gegen 70 Tatverdächtige, die zahlreiche Fotos und Videos von sexuell missbrauchten Babys und Kleinkindern besessen und getauscht haben sollen. Ausgangspunkt sei ein Verfahren in Berlin, sagte ein Polizeisprecher am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Bei den Ermittlungen in der Hauptstadt wurde demnach ein Mann aus Wermelskirchen (Nordrhein-Westfalen) entdeckt, der Listen mit mutmaßlichen Pädophilen geführt hat. Der 44-Jährige soll auch selbst Kinder schwer sexuell missbraucht haben und sitzt in Untersuchungshaft. Deutschlandweit werde in 14 Bundesländern gegen Verdächtige ermittelt. Neben dem Besitz von Fotos und Videos soll ein Teil dieser Männer auch selbst Kinder vergewaltigt haben.
Mehrere Medien, darunter RTL, die Bild-Zeitung und der WDR hatten am Freitag darüber berichtet. Demnach konnte die Polizei rund 30 junge Opfer identifizieren.
Die Kölner Polizei hat eine „Besondere Aufbauorganisation Liste“ (BAO Liste) eingesetzt. Weitere Details, Zahlen und Hintergründe zu den Ermittlungen wollen Staatsanwaltschaft und Polizei Köln am Montag (11.30 Uhr) bei einer Pressekonferenz nennen.
In Nordrhein-Westfalen hatte es in den vergangenen Jahren mehrere Kriminalitätskomplexe mit schwerem sexuellen Missbrauch von Kindern gegeben. Auf den Missbrauchsfall Campingplatz Lügde im Kreis Lippe folgten die Ermittlungen zu den Komplexen Bergisch Gladbach und Münster.
Im Fall Bergisch Gladbach befreiten die Ermittler 65 Kinder aus der Gewalt von Sexualstraftätern. Die „BAO Berg“ hatte seit ihrem Start im Herbst 2019, ausgehend von einem Familienvater in Bergisch Gladbach, ein weit verzweigtes Geflecht rund um schweren Kindesmissbrauch aufgedeckt. Es gab (Stand Anfang 2022) 439 Tatverdächtige und bundesweit 27 Festnahmen.
In dem 2020 aufgedeckten Missbrauchskomplex Münster waren Kinder in einer Gartenlaube und an anderen Orten vergewaltigt worden. Bislang hat die Polizei mehr als 30 Opfer identifiziert und über 50 Verdächtige ausfindig gemacht, die zum Teil schon verurteilt wurden.
Hilfe bei Missbrauchsfällen
Für Betroffene von sexualisierter Gewalt sowie deren Angehörige und Fachkräfte gibt es kostenlose und anonyme Beratungsangebote, die sie unterstützen.
Kinder und Jugendliche können sich unter der 116 111 an die „Nummer gegen Kummer“ wenden. Die Beratung ist auch per Chat oder E-Mail möglich.
Erwachsene, die sich um ein Kind sorgen, können beim Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch anrufen: Sie ist unter der 0800 22 55 530 montags, mittwochs und freitags von 9:00 bis 14:00 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15:00 bis 20:00 Uhr erreichbar. Das Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch bietet zudem Informationen für Betroffene wie Angehörige und listet Therapieangebote in Ihrer Nähe.
Die Medizinische Kinderschutzhotline richtet sich an medizinisches Fachpersonal, das mit Verdachtsfällen konfrontiert ist. Sie ist unter der 0800 19 210 00 rund um die Uhr erreichbar.
Wer das Gefühl hat, pädophile Neigungen zu haben, findet bei „Kein Täter werden“ Ansprechpartner. Es gilt die ärztliche Schweigepflicht.