Kurz vor Fristende : Oberster Gerichtshof in Texas setzt Hinrichtung aus

Der verurteilte Mörder Robert Roberson soll seine Tochter zu Tode geschüttelt haben. Er beteuert immer wieder seine Unschuld – seine Anwälte werfen der texanischen Justiz vor, nachlässig gearbeitet zu haben.
Knapp zwei Stunden vor dem Ablauf des Hinrichtungsbefehls gegen den verurteilten Mörder Robert Roberson hat der Oberste Gerichtshof in Texas die Exekution in der Nacht zu Freitag ausgesetzt. Um die Giftspritze zumindest zu verzögern, ließen die Justizbehörden des Bundesstaates dem Todeskandidaten die Vorladung zu einer gerichtlichen Anhörung für die kommende Woche zukommen.
Der Supreme Court in Washington hatte das Aussetzen der Exekution einige Stunden zuvor bereits abgelehnt. Roberson, der wegen eines tödlichen Schütteltraumas seiner Tochter Nikki verurteilt wurde, hatte immer wieder seine Unschuld beteuert. Die Hirnverletzungen, welche die Gerichtsmedizin Anfang 2002 nach dem Tod der Zweijährigen diagnostizierten, gingen laut Roberson nicht auf Schütteln zurück. Vielmehr sei Nikki aus dem Bett gefallen. Die Verteidiger verwiesen zudem darauf, dass die Staatsanwaltschaft der Jury während des Strafprozesses 2003 Nikkis Krankenakte vorenthalten hatte.
Wegen eines schlechten Gesundheitszustands war das Mädchen in zwei Lebensjahren mehr als vierzigmal ins Krankenhaus gebracht worden. Robersons Anwälte warfen den texanischen Justizbehörden auch vor, die Forschung zu Schütteltraumata bei Kleinkindern vernachlässigt zu haben. Die Verletzungen, welche die Gerichtsmedizin damals auf heftiges Schütteln zurückführten, würden inzwischen auch anderen Ursachen zugeordnet. Ob die Justizbehörden einen weiteren Hinrichtungstermin für den 57 Jahre alten Roberson planen, blieb bis Freitag offen.