Korsische Mafiabande : Richterin in Frankreich wegen krimineller Verbindungen festgenommen
Gegen eine Richterin in Frankreich ist ein Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher krimineller Verbindungen nach Korsika eröffnet worden. Wie die Staatsanwaltschaft Nizza der Nachrichtenagentur AFP am Samstag mitteilte, werden der am Mittwoch festgenommenen Richterin Hélène G. elf Straftaten zur Last gelegt, darunter die Veruntreuung öffentlicher Gelder, mittelbare Bestechung und Geldwäsche sowie Bildung einer kriminellen Vereinigung. Es sei Untersuchungshaft angeordnet worden.
G. stand bis Januar 2023 dem Geschworenengericht in Agen im Südwesten Frankreichs vor. Im Zentrum der 2021 eingeleiteten Ermittlungen stehen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Taten, welche die Richterin zwischen 2008 und 2022 begangen haben soll, insbesondere während ihrer Tätigkeit auf Korsika zwischen 2010 bis 2016. Die Summe der veruntreuten Gelder könnte sich demnach auf mehr als 120.000 Euro belaufen.
Regelmäßiger Kontakt mit „polizeibekannten Personen“
Besonders im Fokus der Ermittler steht laut einer am Freitag veröffentlichten Erklärung die „enge Beziehung“ der Richterin zu einem polizeibekannten Mitglied des organisierten Verbrechens auf Korsika. Wie der öffentlich-rechtliche Radiosender France Bleu berichtet, handelt es sich wohl um Johann Carta, ein Mitglied der korsischen Mafiabande „Petit Bar“. Auch mit weiteren „polizeibekannten Personen“ habe die Richterin in „regelmäßigem Kontakt“ gestanden.
Den vorläufigen Erkenntnissen zufolge hätte G. diesen Kreisen juristisch beratend zur Seite stehen und Informationen über laufende Verfahren oder Daten aus Dateien suchen und weitergeben können. In einem Bericht von France Bleu spricht die Staatsanwaltschaft von einem „großen Grad an Nähe, der insbesondere durch gegenseitige Dienstleistungen gekennzeichnet ist.“
Bei ihren Vernehmungen in Polizeigewahrsam bestritt die Richterin demnach „zunächst jede Straftat und jede Verletzung ihrer beruflichen Pflichten“. Später räumte sie jedoch „eine unerlaubte Datenabfrage zugunsten einer ungünstig bekannten Person“ ein. Die Anwälte der Richterin werfen der Justiz eine „dreijährige Hetzjagd“ vor. Ihre Mandantin sei „unschuldig inhaftiert“.
Hélène G. ist nicht die erste zeitweise auf Korsika tätige Richterin, die ins Visier der Justiz geriet: Im Oktober 2022 wurde eine Richterin in der korsischen Stadt Bastia wegen „illegaler Interessenvertretung“ angeklagt.