Johanna Wokalek : Ihr Glück hat keinen Namen

Die Schauspielerin Johanna Wokalek überzeugte als „Päpstin“ wie als Gudrun Ensslin. Ob im Film oder im Burgtheater, ihre Figuren vergisst niemand. Seit neuestem ist sie aber in erster Linie Mutter.
Es war eine kräftige, in Papier eingewickelte Wurst, mit der sich Johanna Wokalek erstmals einem großen Publikum präsentierte, und zwar gleich bei den Berliner Filmfestspielen 1999. Die Wurst war eine sogenannte Thüringer, kalorienreich und haltbar, ideal in harten Zeiten. Man sah das fleischige Stück nicht genau, weil es in Max Färberböcks „Aimée und Jaguar“ in einem düsteren Hausflur die Besitzerin wechselte. Der Film spielte im Zweiten Weltkrieg, und Essen war rationiert. „Meine geliebte Thüringer!“, schwärmte Wokalek auf der Leinwand und nahm das Objekt ihrer kulinarischen Begierde begeistert an sich, lächelte und ließ ihre blauen Augen leuchten. Ganz jung sah sie als beglückte Ilse aus, die ja auch noch ein kaum erwachsenes Ding war und bei einer strammen deutschen Mutterkreuzträgerin ihr „Haushaltsjahr“ ableistete.