Bob Dylan auf „X“ : Ein Literaturnobelpreisträger sucht einen Verlag
Er ist es wirklich. Er, der sonst eher schüchtern, man könnte auch sagen verschroben, daherkommt, der seine Songs auf der Bühne lieber verfremdet, als dass jemand mitsingen könnte, der seinen Nobelpreis lieber nicht persönlich abholt. Ebendieser Bob Dylan ist auf Twitter, äh, auf „X“. Yay! Das New Yorker Kultur-Magazin „Vulture“ jedenfalls gibt an, überprüft zu haben, dass der Bob Dylan mit dem blauen Haken auf „X“ wirklich der echte Bob Dylan ist – ein Haken hat auf „X“ schließlich nicht mehr viel zu sagen.
Während Bob Dylans Account zunächst offenbar noch von seinem PR-Team bespielt worden war – da gab es zum Beispiel Informationen zu Special Editions alter Alben oder „Statements von Bob Dylan“–, hat der Meister nun wohl selbst das Smartphone rausgeholt und scheint selbst zu twittern beziehungsweise zu „x“en.
Beileidsbekundungen mit zwei Monaten Verspätung
Mal gewohnt kryptisch, wenn er einer Mary Jo zum Geburtstag gratuliert, die er offenbar in Frankfurt treffen wollte. Laut dem „Rolling Stone“ jedenfalls gibt es zwar eine Vielzahl bekannter Mary Jos, die irgendwie infrage kommen könnten, von denen aber keine eine Verbindung zu Bob Dylan habe, jedenfalls keine, von der man beim „Rolling Stone“ wüsste. Dann wieder postet er eine Beileidsbekundung, weil er „gerade herausgefunden“ habe, dass Comedian Bob Newhart verstorben sei. „Ruhe in Frieden, Bob. Du hast uns viel Freude gebracht“, eine wiederum sehr menschliche Regung Dylans, wenn sie auch rund zwei Monate nach dem Ableben Newharts geäußert wurde. Schließlich gibt es noch Restaurant-Empfehlungen von Mr. Dylan („Dooky Chase’s Restaurant“ in New Orleans) oder einfach Situationsbeschreibungen, etwa aus Prag.
Zuletzt ein Update aus Frankfurt, wo Dylan Mitte Oktober drei Konzerte spielte: Im Hotel sei wohl eine Art Buchmesse, jedes Zimmer sei belegt gewesen, schrieb Dylan einige Tage später, es hätten die ganze Nacht Partys stattgefunden. „Ich wusste nicht, dass es auf dieser Welt so viele Buchverleger gibt“, lautet Dylans Einschätzung zur Frankfurter Buchmesse. Er habe also versucht, twittert Dylan weiter, den Verlag Crystal Lake zu finden, „um ihnen zur Veröffentlichung von ‚Der große Pan‘, einem meiner Lieblingsbücher, zu gratulieren“ („Der große Pan“, eine Horrorerzählung von Arthur Machen aus dem Jahr 1894, ist bei Crystal Lake übrigens gerade ermäßigt für 2,99 Dollar zu erwerben.) Er habe gedacht, so Dylan, der Verlag sei vielleicht auch an einer seiner Geschichten interessiert.
Doch auch ein Literaturnobelpreisträger scheitert offenbar an den Hürden der overcrowded Frankfurter Buchmesse: „Leider war es zu voll, und ich habe sie nicht gefunden.“ Glücklicherweise hat Dylan als Nobelpreisträger und Musiker nicht gerade wenig Reichweite auf „X“, sodass der unveröffentlichte Autor prompt Antwort von Crystal Lake bekam: Sein Team könne sich gerne melden, so der Verlag. Man freue sich sehr darauf.