Zootier des Jahres : Warum Gürteltiere mehr Schutz verdienen

Das Gürteltier wird noch immer viel bejagt: Weil es Bienenlarven frisst – und weil sein Fleisch gut schmeckt. Doch die Tiere sind vom Aussterben bedroht. Die Stuttgarter Wilhelma macht das Gürteltier deshalb zum Zootier des Jahres.
Das Zootier des Jahres ist das Gürteltier (Dasypoda). Das gab die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) am Montag im Stuttgarter Zoo Wilhelma bekannt. Die etwa 60 Millionen Jahre alte Tierart ist vom Aussterben bedroht. Von den 23 Arten der Gattung leben nach Recherchen der Gesellschaft die meisten in Süd- und Mittelamerika, einige finden sich auf der Roten Liste für bedrohte Arten. Gürteltiere haben einen flexiblen Panzer aus Knochenplatten, sie können sich so zusammenrollen, dass sie von Fressfeinden nur schwer getötet werden können.
Durch die Schutzprogramme in Südamerika soll vor allem der Lebensraum für die seltene Tierart bewahrt werden. Weil sich insbesondere Riesengürteltiere von Bienenlarven ernähren, werden sie bejagt und vergiftet – deshalb sollen die Bienenstöcke, zum Beispiel in Brasilien, besser gegen das Eindringen der Tiere gesichert werden. In Kolumbien soll die indigene Bevölkerung besser über die Tiere aufgeklärt werden.
In Südamerika werden Gürteltiere wegen ihres gut schmeckenden Fleisches immer noch gejagt, die Erdölförderung und der Einsatz von Pestiziden und die Plantagenwirtschaft bedrohen die Lebensräume der Tiere zunehmend. „Wir freuen uns sehr, dass diese von uns geförderte Initiative dank der von uns geförderten Kampagne weiteren Aufwind erhält“, sagte Thomas Kölpin, der Chef der Stuttgarter Wilhelma, die eine Einrichtung des Bundeslandes Baden-Württemberg ist. „Es geht dann jeweils darum, eine Art zu wählen, die nicht so im Fokus steht, die vielleicht ein bisschen unscheinbar daherkommt und dennoch eine besondere Rolle spielt“, sagte Kölpin. Weil Gürteltiere auch landwirtschaftliche Flächen zerstörten, müsse man die hierdurch entstehenden Mensch-Tier-Konflikte entschärfen. Der Stuttgarter Zoo ist eine Landeseinrichtung.
Ihre Höhlen bieten anderen Tierarten Schutz
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) würdigte die Kampagne mit einer Videobotschaft, an der Veranstaltung in Stuttgart nahm er nicht teil. Gürteltiere, sagte Özdemir, seien ein Sinnbild für die Bedeutung des Naturschutzes, die Bedrohung dieser Gattung zeige, dass es wichtig sei, „global zu denken und lokal“ zu handeln. Gürteltiere seien Insektenjäger, die in ihren Höhlen auch anderen Tierarten Schutz böten.
Gürteltiere schlafen tagsüber in Erdhöhlen und gehen nachts dann auf Nahrungssuche, wobei sie mit ihren starken Krallen Insekten oder kleine Wirbeltiere ausgraben. Kugelgürteltiere wie Frodo und Frida in der Stuttgarter Wilhelma können sich bei Gefahr zusammenrollen. Der Stuttgarter Zoo fördert in der ganzen Welt etwa 40 Artenschutzprojekte.