„Vögel verenden“ : Niedersachsens Grüne für Beschränkung bei Gas-Luftballons

Vögel verhungern mit vollem Magen, weil sie die Reste von Luftballons fressen, sagen Niedersachsens Grüne – und befürworten einen Verzicht. Die FDP wirft der Partei eine „Öko-Radikalisierung“ vor, die Menschen in die Arme der AfD treibe.
Die Grünen in Niedersachsen befürworten einen Verzicht auf das Steigenlassen gasgefüllter Luftballons. In die Luft gelassene Ballons landeten in den allermeisten Fällen in der Natur, wo Vögel und andere Tiere die weichen Ballonreste fräßen und „dann mit vollem Magen“ verhungerten, sagte Grünen-Landeschefin Anne Kura der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Donnerstag. Auch Ballons aus Naturlatex seien deswegen keine wirkliche Alternative.
Kura reagiert damit auf einen Beschluss der Stadt Gütersloh in Nordrhein-Westfalen, wo in Zukunft bei städtischen Veranstaltungen und auf städtischen Flächen auf den Massenstart von gasgefüllten Luftballons verzichtet werden soll. Der Beschluss sieht vor, dass in Genehmigungen zur Überlassung öffentlicher Flächen eine Auflage aufgenommen wird, die den Ballonaufstieg untersagt. In Einzelfällen, die auf höherrangigem Recht beruhen, etwa bei Demonstrationen, könne der Aufstieg von Ballons aber nicht verhindert werden, heißt es.
„Das ist aus meiner Sicht eine lohnende Initiative“, sagte Kura. „Auf der einen Seite steht das kurze schöne Bild von bunten Ballons in der Luft, auf der anderen das von verendeten Vögeln“, sagte Kura. „Initiativen wie die aus Gütersloh helfen auch, das Bewusstsein für ungewollte Folgen unseres Handelns zu schärfen.“
„Wir fordern kein generelles Luftballonverbot“
Am Donnerstagmittag stellte Kura klar, dass sie kein grundsätzliches Verbot von Luftballons verlangt. „Wir fordern kein generelles Luftballonverbot. Luftballons auf Kindergeburtstagen im Wohnzimmer sind völlig okay und machen Spaß“, sagte Kura am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. „Mir geht es tatsächlich darum, dass, wenn man gasgefüllte Luftballons steigen lässt, die auf jeden Fall in der Natur landen und dann von Vögeln gefressen werden, die daran qualvoll verenden.“
Das niedersächsische Umweltministerium hatte die Forderung nach Einschränkungen bei Gasluftballons vorher zurückgewiesen. „In den Himmel steigende Luftballons haben die Menschen schon immer mit Träumen und Hoffnungen verbunden. Warum sollten wir ihnen diese Gefühle nehmen?“, sagte ein Ministeriumssprecher der Zeitung. „Ein Ballonverbot rettet die Welt ganz bestimmt nicht.“
Auch die FDP kritisierte den Vorstoß der Grünen. „Der Überbietungswettbewerb der Verbote geht weiter“, erklärte der Vizechef der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Theurer. Er warf den Grünen eine „Öko-Radikalisierung“ vor, die immer mehr Menschen in die Arme der AfD treibe.
Die EU hatte im März ein künftiges Verbot von Einweggeschirr und anderen Wegwerfprodukten aus Kunststoff beschlossen. Auf ein Verbot, etwa bei Kindergeburtstagen Luftballons fliegen zu lassen, verzichtete das Europaparlament. Allerdings sollen Kennzeichnungen mit Hinweisen für eine möglichst umweltschonende Entsorgung vorgeschrieben werden.