Nach Seilbahnunglück :
Betriebsleiter bestreitet Vorwürfe zu wiederholt deaktivierter Notbremse

Von Matthias Rüb, Rom
Lesezeit: 2 Min.
Bei dem Unglück waren am Pfingstsonntag 14 Menschen ums Leben gekommen.
Der Betriebsleiter der verunglückten Seilbahn weist Vorwürfe, er habe die Bahn schon vor dem Unglück immer wieder mit deaktivierter Notbremse betrieben, zurück. Dies sei niemals mit Passagieren an Bord geschehen.
Merken

Der Betriebsleiter der am 23.Mai verunglückten Seilbahn Stresa-Mottarone hat die Vermutung zurückgewiesen, die Anlage sei schon seit Jahren immer wieder mit deaktivierter Notbremse betrieben worden. „Niemals vor dem 26. April dieses Jahres habe ich die Metallkralle zur Deaktivierung des Notbremssystems eingebracht, wenn Passagiere an Bord waren“, sagte der 64 Jahre alte Mann nach übereinstimmenden Medienberichten vom Donnerstag der zuständigen Untersuchungsrichterin Donatella Banci Buonamici. Als mutmaßlicher Hauptverantwortlicher für das Unglück am Pfingstsonntag mit 14 Toten befindet sich der Betriebsleiter in Hausarrest. Er ist seit mehr als drei Jahrzehnten für die Betreibergesellschaft der Seilbahn zwischen Lido di Stresa und Monte Mottarone tätig.

Am Mittwoch hatte die zuständige Staatsanwältin Olimpia Bossi in Verbania bestätigt, dass das ZDF ihr die Videoaufnahmen des Schweizer Seilbahn-Experten Michael Meier zur Verfügung gestellt habe. Am Abend zuvor waren in der Sendung „Frontal 21“ die von Meier in den Jahren 2014 bis 2018 erstellten Aufnahmen von der Seilbahn am Westufer des Lago Maggiore ausgestrahlt worden. Schon in Aufnahmen von 2014 sei die Metallgabel zur Deaktivierung des Notbremssystems zu sehen, während sich in der Gondel Personen befinden, sagte Meier in der Sendung. Der ehemalige Leiter des Bereichs Seilbahntechnik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich Gábor Oplatka sagte zu den Aufnahmen: „Offensichtlich hat man das praktiziert und bis jetzt Glück gehabt.“

Die Seilbahn war nach monatelanger Zwangspause wegen der Einschränkungen zur Pandemiebekämpfung erst am 26. April wieder in Betrieb genommen worden. Weil es während des Probebetriebs zuvor offenbar immer wieder zu Störungen gekommen war, veranlasste der Betriebsleiter das Einbringen der Metallkralle. In den Jahren zuvor sei die Kralle nur bei Leerfahrten zu Testzwecken oder allenfalls mit Betriebspersonal an Bord eingesetzt worden, habe der Betriebsleiter gegenüber der Untersuchungsrichterin versichert, berichteten italienische Medien am Donnerstag.

Nach einer ersten Begehung des Unfallorts und der Überprüfung der Betriebsanlagen haben die von der Staatsanwaltschaft beauftragten Gutachter die Vermutung geäußert, dass der massive Einsatz der Metallkralle zur Deaktivierung des Notbremssystems den Riss des Zugseils verursacht haben könnte. Demnach könnten die Gabeln zu viel Spannung auf das Seil ausgeübt und dadurch den Bruch der Befestigung des Zugseils an der Kabine verursacht haben.

  翻译: