Katastrophentourismus :
„Die Polizei musste einige Touristen vom Damm runterholen“

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In Fischach im schwäbischen Landkreis Augsburg steht eine Straße unter Wasser.

Autos, die in überschwemmte Unterführungen fahren und Menschen, die auf Deiche klettern – solche Aktionen hat Landrat Martin Sailer im Landkreis Augsburg beobachtet. Der Katastrophentourismus erschwere die Arbeit der Einsatzkräfte, sagt er.

Herr Sailer, Sie sind Landrat im Landkreis Augsburg, der stark vom Hoch­wasser in den vergangenen Tagen betroffen ist. Viele Feuerwehrleute und andere Einsatzkräfte in den bayerischen Hochwasserregionen berichten immer wieder von „Katastrophentouristen“ und anderen leichtsinnigen Personen, die ihre Arbeit oft erschweren. Kennen Sie das auch aus Ihrem Landkreis?

Ja, das ist leider ein Phänomen, mit dem wir uns ebenfalls auseinandersetzen müssen: Fahrradfahrer, die trotz Warnungen über überflutete Straßen fahren, Autofahrer, die in überschwemmten Unterführungen im Wasser stecken ­bleiben. Eine betrunkene Frau wollte abends eine überschwemmte Straße überqueren und konnte sich so gerade noch an einem Baum festklammern – von dem sie dann gerettet werden musste. Es gibt aber auch Personen, die auf Deich­anlagen klettern.

Auf Deiche, die zu brechen drohen?

Genau. Am Sonntag musste die Polizei einige Touristen vom Damm am ­Ortsrand von Nordendorf herunterholen. ­Etwa 15 Polizisten waren im Einsatz. Kurz darauf ist der Damm gebrochen.

Reisen diese Leute von weit her an?

Wir sehen beides. Personen, die aus „trockenen“ Regionen anreisen, um sich mal ein Hochwasser anzuschauen. Aber auch Bürger und Bürgerinnen aus betroffenen Gemeinden, die sich sehr leichtsinnig verhalten.

Landrat Martin Sailer
Landrat Martin SailerJulia Pietsch
Wie gehen die Einsatzkräfte damit um?

Für sie bedeutet es zusätzlichen Stress. Sie müssen ausrücken, um zu retten, wenn ein Alarm eingeht. Zum Beispiel eben zu Autofahrern, die in überflutete Unterführungen hineinfahren und dann nicht mehr weiterkommen. Da muss dann unter Umständen die Wasser­rettung ran. Das bindet jedoch Kräfte, die woanders dringend gebraucht werden. Der Stress wirkt daher doppelt: Der eigentliche Einsatz stresst die Helfer, aber ebenso die Gewissheit, dass man vielleicht jetzt woanders fehlt – und zwar wegen einer Lage, die es nicht gäbe, wenn sich die Person vernünftig verhalten hätte. Ohnehin arbeiten alle Einsatzkräfte an ihren Belastungsgrenzen. Wir sind bislang gut durch diese Extrem­lage gekommen, und wir wollen unsere Kräfte nicht zusätzlich un­nötigem Stress aus­setzen. Doch das Verhalten dieser Personen führt genau dazu.

Warum machen die Leute das?

Zu den genauen Motiven kann man schwer etwas sagen. Manche handeln vielleicht aus Gedankenlosigkeit, manche aus Sensationslust. Man kann es aber nicht oft genug und nicht deutlich genug sagen: Viele unterschätzen die ungeheure Kraft des Wassers! Sie meinen, man ­käme zu Fuß, mit Fahrrädern und Autos da durch.

Was kann man dagegen tun?

Man muss immer wieder an den gesunden Menschenverstand appellieren. Man muss darauf hinweisen, dass man sich selbst – und unter Umständen auch die Retter – in große Gefahr bringt, wenn man sich nicht an Anweisungen hält. Aber die Warnungen und Hinweise, dieses oder jenes nicht zu tun, kommen von Fachleuten, die die gefährliche Lage im Blick haben – und die Menschen schützen wollen.

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