Premier Sunak beklagt : Millionen Briten können Mathe nur so gut wie 9-Jährige
Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak beklagt eine „Anti-Mathe-Einstellung“ in Teilen der Bevölkerung und will Mathematikunterricht bis zum Alter von 18 Jahren an den Schulen verpflichtend machen. Schwache Rechenfähigkeiten kosteten die britische Wirtschaft jedes Jahr viele Milliarden, sagte der konservative Premier in einer Rede in London. Menschen mit schlechten Mathekenntnissen seien häufiger arbeitslos. Nach seinen Angaben besitzen mehr als 8 Millionen Erwachsene im Königreich nur so geringe rechnerische Fähigkeiten wie neunjährige Schulkinder.
Es dürfe nicht sozial akzeptabel sein, dass man sich zu einer „Mathe-kann-ich-nicht“-Haltung bekenne. Man dürfe darüber auch nicht scherzen. Niemand mache Witze darüber, dass er nicht lesen könne. Rechnen sei genauso essenziell wie Lesen und Schreiben, sagte Sunak in seiner Rede vor Schülern und Lehrkräften der London Screen Academy, einer Ausbildungsstätte der Fernseh- und Filmindustrie. Auch für sogenannte kreative Berufe seien Mathekenntnisse wichtig. Ohne Finanz- und Rechenkenntnisse könne man keine TV-Firma führen, so Sunak.
Opposition beklagt Sunaks leeres Versprechen
Großbritannien sei eines der entwickelten Länder mit den schlechtesten mathematischen Kenntnissen in der Bevölkerung. Um das zu ändern, setzte er am Montag eine Expertenkommission ein, die einen neuen Kernlernplan für 16- bis 18-Jährige erarbeiten soll. Außerdem sollen auch die Grundschullehrer bessere mathematische Qualifikationsstandards erfüllen. Anfang des Jahres hatte Sunak diese Pläne erstmals angedeutet. Der Premier, ein früherer Investmentbanker, war als ehemaliger Finanzminister dafür bekannt, bis spät in der Nacht über Tabellen und Berechnungen zu brüten.
Seine Rede löste Kritik der Opposition aus, die bemängelt, es fehlten Lehrkräfte an den Schulen. „Der Premier kann sein wieder aufgewärmtes, leeres Versprechen nicht erfüllen ohne mehr Mathelehrer“, sagte Bridget Phillipson, die bildungspolitische Sprecherin der Labourpartei. Lehrer verließen scharenweise die Schulen. Nach dreizehn Jahren an der Regierung hätten die Tories indes wiederholt die Ziele für neue Mathelehrer verfehlt, und die Lücke der schulischen Niveaus in Mathe sei größer geworden. Im vergangenen Jahr wurde die Zielmarke neu ausgebildeter Mathelehrkräfte nur zu 90 Prozent erreicht. Laut Umfragen greift fast die Hälfte aller weiterführenden Schulen auch auf Aushilfslehrkräfte für Mathe zurück.
Aktuell führt die Lehrergewerkschaft einen erbitterten Konflikt mit der Regierung über höhere Gehälter. Die Gewerkschaft National Education Union hat zu neuen Streiks in der kommenden Woche und Anfang Mai aufgerufen. Zuvor hatten die Lehrer ein Angebot der Regierung von etwas mehr als 10 Prozent Lohn über zwei Jahre zurückgewiesen. Im Februar haben erstmals landesweite Großstreiks der Lehrer an Tausenden Schulen den Unterricht lahmgelegt.