Seltene Studiengänge : Das kann man studieren?
Pferdewissenschaften: Hü und hott
Ronja Engel wollte schon immer mit Pferden zu tun haben. Mit acht Jahren bekam sie ihre ersten Reitstunden. Und mit 24 entschied sie sich für den Master Pferdewissenschaften an der Universität Göttingen. „Aber es sind nicht nur Pferdemädchen in so einem Studiengang“, sagt sie. Der Unterricht bestehe auch nicht aus Reiten und Pferdestreicheln. Stattdessen gebe es vier Semester lang ganz normale Vorlesungen. Und obwohl die einerseits thematisch irgendwie begrenzt sind, weil es in Pferdewissenschaften nur um Pferde geht, eröffnet sich aus der Spezialisierung eine ziemliche Themenbreite. Man könnte das Studium wahrscheinlich sogar auf mehr als zwei Jahre ausweiten, sagt Engel. Denn es geht um alles, was mit Pferden zu tun hat.
Auch die Tierärztliche Hochschule Hannover und die Deutsche Reiterliche Vereinigung sind am Fach beteiligt. Zum Stoff gehören unter anderem die Anatomie der Tiere, Trainingsaspekte im Pferdesport, artgerechte Haltung und Zucht, aber auch die Führung eines Betriebes. Einige der etwa zwei Dutzend Mitstudierenden von Ronja Engel kommen von landwirtschaftlichen Betrieben und aus der Agrarwissenschaft. Sie selbst allerdings nicht. Sie hat ihren Bachelor in Ernährungswissenschaft gemacht. „Das war ein kleiner Abweg von mir“, sagt sie. Schließlich geht es dabei nicht um Pferde. Aber rückblickend passt die Kombination doch ganz gut. Pferdefütterung sei nämlich noch mal eine Wissenschaft für sich.
Nach ihrem Abschluss wird die 25-Jährige vielleicht in der Futtermittelindustrie arbeiten. Oder einen Hof managen. Ihr Master war für sie nämlich auch eine Alternative zur Ausbildung zur Pferdewirtin. Engel will mit Pferden arbeiten, deren Bedürfnisse aber auch aus Forschungssicht verstehen lernen. Und so „für eine bessere Pferdewelt sorgen“. Dass selbst in der Pferdeszene so gut wie niemand ihren Studiengang kennt, hat sie zwischenzeitlich verunsichert. Wenn man jedes Mal gefragt werde, was man da mache und was einem das bringe, stelle man sich auch selbst die Frage, was man damit wirklich anfangen könne. „Aber das Thema ist auf jeden Fall mein Ding“, sagt sie. Und dass nur wenige den Master machen, hat auch Vorteile. Engel kennt Vorlesungen mit Hunderten von Studierenden im Raum aus ihrem Bachelor. Jetzt könne es je nach Modul sein, dass man nur zu fünft im Hörsaal sitzt. Da müsse man ganz anders mitarbeiten – und sei viel motivierter, von Anfang bis Ende aufzupassen.