Wissenschaftspolitiik : Exzellenz, einmal wörtlich

Die deutsche Wissenschaftspolitik redet von Klasse und fördert Masse. Was Exzellenz wirklich bedeutet, zeigt ein Blick in die Vereinigten Staaten.
Als Doktorand war ich kein einziges Mal in der Mensa. In den achtziger Jahren im Fachbereich Zoologie an der University of California in Berkeley konnten wir an jedem Tag der Woche Lunchtime-Seminare belegen. So wurde die Zeit effizient genutzt, um das mitgebrachte Sandwich zu essen und gleichzeitig neueste Publikationen zu diskutieren oder geplante Forschungsprojekte und Ergebnisse vorzustellen. Diese Seminare hatten unterschiedliche Kulturen und Umgangsformen. Meist ging es milde und nachsichtig zu. Aber es gab auch den berüchtigten montäglichen „Eco-Lunch“, der von drei bis vier Professoren der Ökologie geleitet wurde, alle extrem kluge, belesene und erfahrene Weltklasseforscher. Die Stimmung war hier oft angespannt und messerscharf kritisch. Alle gaben ihr Bestes, und dennoch flossen mit großer Regelmäßigkeit Tränen, wenn Doktoranden wegen oberflächlicher Literaturkenntnis, hypothesenfreier Fragestellungen, falscher Statistik oder fehlerhaften Designs der Experimente kritisiert wurden.