Eine Begriffsbestimmung :
Populismus oder die entgleiste Aufklärung

Von Dr. Torben Lütjen
Lesezeit: 12 Min.
Auf den ersten Blick könnte der Rechtspopulismus als Manifestation des altbekannten Autoritarismus durchgehen. Begreift man den Populismus indes als grundsätzlich misstrauende und paranoide, vor allem aber tendenziell antiautoritäre Bewegung, lassen sich viele Phänomene viel besser erklären.

Wohl keine andere Interpretation des Wesens des Rechtspopulismus dürfte sich so großer Beliebtheit erfreuen wie jene, es handle sich hierbei um einen neue Welle des Autoritarismus. Der Begriff stammt aus der Frankfurter Schule, näherhin aus Untersuchungen aus den 1950er Jahren von Theodor Adorno und seinen Mitstreitern über die Entstehung von faschistischen und antisemitischen Weltbildern. Autoritarismus bezeichnet zunächst noch keine spezifischen politischen Einstellungen oder Ideologien. Der Begriff geht tiefer, zielt gleichsam auf eine vorpolitische Bewusstseinsebene und beschreibt einen generellen Zugang zur Welt. Personen mit einem autoritären Weltbild, so die Annahme, richten sich an konventionellen Verhaltensweisen aus, orientieren sich an starken Vaterfiguren und neigen dazu, Fremdes als Bedrohung wahrzunehmen.

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