Spott über CSU-Wahlplakat :
Chabos wissen, wer der Fabi ist

Von Albert Schäffer, München
Lesezeit: 2 Min.
Chabo Fabian: Ein Foto des Plakats hat Fabian Giersdorf bei Facebook veröffentlicht.
Eigentlich will Fabian Giersdorf ja nur in den Stadtrat von Roth einziehen. Doch weil der junge CSU-Politiker dafür ein Zitat des Rappers „Haftbefehl“ auf sein Plakat drucken ließ, findet er sich plötzlich mitten in einem Aufmerksamkeitssturm.

Das fränkische Roth muss sich für einen Ansturm der Kreativbranche wappnen. Einem ihrer Kommunalpolitiker ist es gelungen, einen Aufmerksamkeitssturm zu entfesseln, der durch die Republik fegt. Fabian Giersdorf, der für die CSU in den Rother Stadtrat einziehen will, hat auf einem Wahlplakat ein legendäres deutsches Lied zitiert: „Chabos wissen, wer der Babo ist“. Sein Schöpfer, der Rapper „Haftbefehl“ alias Aykut Anhan aus Offenbach, verschmilzt deutsch-türkische-kurdische Sprachfetzen zu einem nuschelnden Furioso, das sich gängigen Interpretationen entzieht. „Chabos wissen, wer der Babo ist“ lässt sich zwar mit „Die Jungs wissen, wer der Boss ist“ übersetzen – das ist aber gleichzeitig so verkürzt wie, „Über allen Gipfeln ist Ruh“ auf die TA Lärm zu reduzieren.

Giersdorf, ein 23 Jahre alter Jurastudent, hat einen atemberaubenden Aufstieg hinter sich. Noch im vergangenen Monat hatte ihn, wie er auf seiner Facebook-Seite erzählt, seine Partei auf einem Geburtstagsempfang für eine lokale CSU-Größe hinter die Garderobe verbannt. Jetzt sitzt er, um es mit „Haftbefehl“ zu sagen, „im Lambo und Ferrari“. Dort fühlt sich Giersdorf allerdings nur bedingt wohl; er scheint ein politisches Schleudertrauma zu befürchten, da „Haftbefehl“ in seinen Texten einer szenetypischen Virilität frönt, die es ratsam erscheinen lässt, „Chabos wissen, wer der Babo ist“ auf Kindergeburtstagen nur ohne Text zu summen.

Auf Facebook distanziert sich Giersdorf nun „vom Text des Originalsongs“, in den er ein Komma eingeschmuggelt hat, und witzelt bemüht: „Vielleicht bin ich schon bald das neue Gesicht auf der Kinderschokolade.“ Der CSU-Politiker firmiert in dem sozialen Netzwerk als „Fabi“. Auch PR-Analphabeten wüssten, was auf seinem nächsten Plakat zu stehen hat: „Chabos wissen, wer der Fabi ist“. Doch Giersdorf ist eingeschüchtert, weil „Haftbefehl“ sich nicht amüsiert zeigt, dass er von dem CSU-Politiker zum Schutzheiligen erkoren worden ist. Vorsorglich deeskalierend nennt Giersdorf den Rapper schon einmal „Herr Haftbefehl“, was nach einer Vertonung schreit – von Herrn Haftbefehl oder Fabi oder welchem Babo auch immer.

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