Raphael Gross soll Direktor des Jüdischen Museums werden
Raphael Gross, Direktor des Londoner Leo-Baeck-Instituts, wird nach Informationen dieser Zeitung neuer Leiter des Jüdischen Museums in Frankfurt. Georg Heuberger scheidet zum 31.Januar 2006 aus diesem ...
Raphael Gross, Direktor des Londoner Leo-Baeck-Instituts, wird nach Informationen dieser Zeitung neuer Leiter des Jüdischen Museums in Frankfurt. Georg Heuberger scheidet zum 31.Januar 2006 aus diesem Amt aus, da er mit der Stadt vereinbart hatte, innerhalb des Altersteilzeitmodells vom 1.Februar nächsten Jahres an den Dienst ruhen zu lassen. Die Entscheidung für den 40 Jahre alten Schweizer als seinen Nachfolger wurde in einem Gremium gefällt, dem Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU), Kulturdezernent Hans-Bernhard Nordhoff (SPD), Salomon Korn, Vizepräsident des Zentralrats der Juden und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, sowie Museumsdirektor Heuberger angehörten. Gross lehrt auch an der University of Sussex im südenglischen Brighton, sein Fachgebiet ist deutsch-jüdische Geschichte. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählt eine vielbeachtete Studie über "Carl Schmitt und die Juden: Eine deutsche Rechtslehre", die in Jahr 2000 im Suhrkamp Verlag ersc hienen ist.
Gross, Sohn von Auschwitz-Überlebenden, hat Geschichte, Philosophie und Literatur in Zürich, Berlin, Bielefeld, Cambridge, Jerusalem und Essen studiert. Er lehrte vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universiät Berlin und Geschichte an der Bochumer Universität.
Kulturdezernent Nordhoff sagte gestern auf Anfrage, er habe im vergangenen Jahr mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde über das künftige Profil des Museums gesprochen. Es sei darum gegangen, dem Haus eine Ausrichtung zu geben, die es abhebe von vergleichbaren Institutionen wie etwa dem Jüdischen Museum in Berlin. Man habe sich darüber verständigt, den Fokus auf die wissenschaftliche Arbeit zu legen und den Beitrag der jüdischen Bürger zur Entwicklung der Stadt Frankfurt, auch im Vergleich zu anderen europäischen Regionen, in den Vordergrund zu stellen. Einer Verkürzung der deutsch-jüdischen Geschichte auf die nationalsozialistische Zeit solle entgegengearbeitet werden. So sei als Museumsleiter eine Persönlichkeit gesucht worden, die den Brückenschlag zur Universität und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen herstellen könne. (zer.)