Aus in Ägypten : Eine bittere WM für Andreas Wolff

Vor der Handball-WM in Ägypten zeigte Andreas Wolff wenig Verständnis für Kollegen, die aus Sorge vor Corona daheim blieben. Wegen der eigenen Leistung wird für den „Weltklasse-Torhüter“ das Turnier zu einem enttäuschenden Erlebnis.
Als Chefdiplomat im deutschen Team stellte sich Johannes Bitter vor seinen Kollegen. „Andi ist ein Weltklasse-Torwart. Das zeigt er in jedem Training“, sagte Bitter am Sonntagvormittag beim Medientermin des Deutschen Handballbundes (DHB). „An der Hierarchie hat sich nichts geändert.“ Den 31:24-Sieg der Nationalmannschaft am Samstagabend gegen Brasilien verfolgte Wolff von der Tribüne aus. Bundestrainer Alfred Gislason hatte Johannes Bitter und Silvio Heinevetter nominiert.
Bitter machte seine Sache wie schon gegen Ungarn und Spanien gut und verhalf dem Team zum ersten Sieg in der Hauptrunde. Das angestrebte Viertelfinale hatte das deutsche Team schon vorher verpasst, weil die Ungarn Polen geschlagen hatten und weder sie noch die Spanier einzuholen waren. So endet die ägyptische Weltmeisterschaft aus deutscher Sicht mit dem bedeutungslosen Spiel gegen Polen an diesem Montag.
Es fehlt nicht an Selbstkritik
Mit Wolff als 1 a, Bitter als 1 b und Heinevetter als 1 c war Gislason ins Turnier gegangen. Begonnen hatte Bitter gegen Uruguay, dann sollte Wolff gegen Kap Verde in Schwung für das Gruppenfinale gegen Ungarn gebracht werden. Das misslang, weil Kap Verde nach Corona-Fällen im Team heimreisen musste. Als es dann weder gegen Ungarn noch gegen Spanien lief bei Wolff hinter der löchrigen neuen Abwehr, reagierte Gislason und setzte auf Bitter. Als Gespann haben Wolff/Bitter bei dieser WM längst keine Spitzenquoten erreicht – auch ein Grund für das frühe Ausscheiden.
An Selbstkritik fehlt es bei Wolff nicht. Und es war jetzt auch nicht so, dass Gislason ihn grundlos ausgebootet hätte, zumal er ihm am Sonntag die Hand reichte: „Andi soll sich jetzt auf Polen konzentrieren, die kennt er gut.“ Der 29 Jahre alte Wolff spielt in Kielce – wenn sie spielen, was in Polen wegen Corona im November und Dezember nicht geschah. Der Bundestrainer kennt ihn, seinen extremen Ehrgeiz und das Selbstzerstörerische aus gemeinsamen Kieler Zeiten.
Für den Erfolg der Nationalmannschaft ist ein starker Wolff unabdingbar; er gilt als einziger Deutscher von Weltklasseformat. Daraus hat Wolff offenbar eine Sonderrolle abgeleitet, die ihn zu den verfehlten Kommentaren über die daheimgebliebenen Kieler Pekeler und Wiencek führte. Auch seine sehr mutige Prognose für diese WM hatten einige Kollegen mit einem Augenrollen quittiert.