Tennis in Saudi-Arabien : Die störrische Coco Gauff setzt sich durch
Auf den letzten Drücker hat Coco Gauff Reibach gemacht. In nur einer Arbeitswoche hat die US-amerikanische Tennisspielerin sage und schreibe 4,8 Millionen Dollar (umgerechnet 4,48 Millionen Euro) verdient. Das sind nicht nur fast 300.000 Dollar mehr, als Gauff zuvor in den zehneinhalb Monaten dieser Saison an Preisgeld eingeheimst hat. Sondern es ist auch mehr, als eine weibliche Tennisspielerin jemals zuvor bei einem Turnier einstreichen konnte.
Bislang waren die Tennisdamen bei den Jahresabschlussturnieren gegenüber ihren männlichen Kollegen immer schlechtergestellt bei der Bezahlung. Diesmal haben sie, wie sonst nur bei den vier Grand-Slam-Turnieren üblich, erstmals ein Rekordpreisgeld bekommen wie die Herren bei ihren ATP Finals, die in dieser Woche in Turin ausgetragen werden.
„Ich weiß nicht, was ich damit mache“
Bedanken darf sich Gauff bei den Saudis, die sich die WTA Finals für drei Jahre gesichert haben und bei der Premiere in Riad mehr als 15 Millionen Dollar für die besten Einzel- und Doppelspielerinnen des Jahres ausgelobt haben. Die Reise zum ersten Profitennisturnier im Königreich, vor der einige Spielerinnen zuvor Skrupel gehabt hatten, hat sich für Coco Gauff mehr als gelohnt. „Ich weiß nicht, was ich damit mache. Das ist eine Menge Geld“, sagte die Zwanzigjährige nach ihrem 3:6, 6:4, 7:6-Sieg in einem intensiven, dreistündigen Finale gegen Olympiasiegerin Zheng Qinwen aus China.
Mehr als über das üppige Vorweihnachtsgeld durfte sich Gauff über das glanzvolle Ende ihrer zeitweise grauen Saison freuen. Nach ihrem US-Open-Triumph im Sommer des vergangenen Jahres tat sich Gauff wie viele erstmalige Grand-Slam-Champions schwer, an den Erfolg anzuknüpfen.
Trennung von Startrainer Brad Gilbert
Die erste Saisonhälfte verlief noch ordentlich, im Sommer aber folgte ein Rückschlag auf den anderen. Nachdem die Weltranglistendritte in Wimbledon, bei den Olympischen Spielen und den US Open jeweils im Achtelfinale gescheitert war, trennte sie sich von Startrainer Brad Gilbert.
Mit von früher vertrauten Coaches gelang es ihr, die wiederkehrenden Aussetzer bei Vorhand und Aufschlag in den Griff zu bekommen. Sie gewann das Turnier in Peking und avancierte beim Elitetreffen in Riad zur jüngsten Siegerin eines WTA Finals seit der Russin Maria Scharapowa 2004 – dem Jahr von Gauffs Geburt.
Die Jahreswende zum Guten erklärte Gauff in Riad mit ihrer Widerborstigkeit. Wenn Leute sie nach ihren Niederlagen kritisiert oder einfach abgewinkt hätten, habe sie das zusätzlich angespornt: „Ehrlich gesagt, mag ich es, die Menschen eines Besseren zu belehren, indem ich meinen Tennisschläger sprechen lasse“, sagte Gauff. In Riad sprach das Racket ein Machtwort.