Eichlers Wochenschau :
Lausch dem Zamparini

Ein Kommentar von Christian Eichler
Lesezeit: 2 Min.
Ausnahmsweise soll diesmal kein Trainer gehen, sondern Palermos Klubchef Maurizio Zamparini selbst.
Wer verdient den Hut, wer das Florett? Maurizio Zamparini will nach 36 Trainern in 14 Jahren Schluss machen. Und zum Glück gibt es keine Sammelbildchen für Funktionäre.
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Chapeau: Maurizio Zamparini hat genug. Nach 36 Trainern in 14 Jahren. Wenn er den Posten neu besetzen muss, findet er kaum noch einen, den er nicht schon mal entlassen hat. Auch als er am 12. April Davide Ballardini einstellte, war das ein alter Bekannter. Er hatte die Sizilianer schon 2009 und dann wieder vergangenen Winter trainiert. Zwischen seiner Entlassung im Januar und der Wiedereinstellung drei Monate später beschäftigte der Klub sage und schreibe acht Trainer. So war Ballardini der erste und der zehnte Trainer von US Palermo im Jahr 2016. Doch am Ende hatte der Wahnsinn plötzlich Methode.
Chapeau – wir ziehen den Hut!
Chapeau – wir ziehen den Hut!F.A.Z.

Mit elf Punkten aus den letzten fünf Spielen rettete er das Team in den rosa Trikots vor dem Abstieg aus der Serie A. Nun will Zamparini den Klub endlich verkaufen. Wird es einen wie ihn noch einmal geben? Einen, der den Fußballwahnsinn kennt wie keiner und deshalb höchst kompetent zur „Erneuerung“ der Fifa durch Gianni Infantinos Wahl im Februar erklärte: „Das System ändert sich nicht, und der neue Fifa-Präsident war schon zuvor ein Teil davon.“ Und über Infantinos Wahlsieg gegen den Konkurrenten aus Bahrein: „Wenn er gewählt wird, dann nur, weil er mehr Stimmen gekauft hat als der Scheich.“ Das kostete 18.000 Euro Strafe. Wie soll das einen Zamparini jucken? Seine 36 Trainer haben ihn viel mehr gekostet.

Attaque – hier wird angegriffen!
Attaque – hier wird angegriffen!F.A.Z.
Attaque: Zum Glück gibt es keine Sammelbildchen für Funktionäre. Sonst hätte das aktuelle Panini-Album einen peinlichen Platini-Fehlsticker. Die italienische Firma, die bei jeder EM seit 1980 Millionen Tütchen mit Fußballerbildern verkauft, muss sich immer schon im Januar festlegen, welche Spieler sie aussucht - vier Monate ehe sich die Trainer oft anders entscheiden. Jeder Sammler kennt die Vorfreude beim Aufreißen der Tüte - und die Enttäuschung, wenn er für seine 70 Cent unter den fünf Klebern Fußkranke, Formlose oder aus anderen Gründen für die EM Verschmähte findet. Dass ein Uefa-Präsident zwischen Jahres- und Turnierbeginn abhandenkommt, ist allerdings neu.

Was von ihm bleibt, ist nur die Aufblähung der EM von 16 auf 24 Teams, mit der er sein Wahlvolk in Osteuropa mit größeren Teilnahmechancen beschenkte – und damit auch die Aufblähung des Albums. Platinis Erbe zieht das Turnier in die Länge und den Sammlern, vor allem Kindern und Eltern, das Geld aus der Tasche. Inzwischen gibt es 680 Bilder. Im theoretisch günstigsten Fall, dass man nie Doppelte zieht, würde es 95,20 Euro kosten, die Sammlung zu komplettieren. Im praktischen Durchschnitt, den der britische Mathematiker Paul Harper errechnet hat, kostet es 522,90 Euro. Da helfen nur Tauschbörsen für Bilder - und für Funktionäre.

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