Weltmeisterschaft : Bei der Schwimm-WM in Japan ist Paris ganz nah

Die Schwimm-WM im kommenden Jahr liegt laut Bundestrainer „nicht optimal“. Florian Wellbrock will sich deshalb schon dieses Jahr für die Olympischen Spiele qualifizieren.
Wenn Florian Wellbrock am Sonntagmorgen um acht Uhr in Fukuoka ins Japanische Meer springt, wird er dort schwimmen, um an die Seine zu kommen, ohne durch den Persischen Golf zu müssen. Die ersten drei Schwimmer des Weltmeisterschaftsrennens über die olympische Zehn-Kilometer-Distanz qualifizieren sich für die Olympischen Spiele 2024 in Paris.
Wellbrock ist der erfolgreichste deutsche Schwimmer seit Michael Groß, in Tokio 2021 ist er über zehn Kilometer in beeindruckender Art und Weise zum Olympiasieg geschwommen. Er würde gerne vermeiden, im Februar, keine sechs Monate vor der Eröffnung der Sommerspiele in Paris, in Qatars Hauptstadt Doha einen zweiten Anlauf auf die Qualifikation nehmen zu müssen, wenn dort die Schwimmweltmeisterschaften 2024 ausgetragen werden.
„Paris ist immer ein bisschen im Hinterkopf und fühlt sich gleichzeitig wahnsinnig weit weg an. Im Kopf läuft ein Für und Wider ab. Im Becken kann ich mit einem Platz unter den besten Vier über den Deutschen Schwimmverband meinen Startplatz sichern. Tickets werden vergeben, man positioniert sich über die Rennen in der Weltrangliste und sieht: die sind stark, die sind vielleicht nicht so stark.
Es ist alles ganz klar auf die Olympischen Spiele ausgerichtet. Aber man muss den Fokus trotzdem auf der WM halten, um da gut performen zu können“, sagt Wellbrock im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung über die WM in Japan, die am kommenden Wochenende nach den Freiwasserwettbewerben im Becken fortgesetzt wird.
Zwei Saisonhöhepunkte
„Nicht optimal“, sagte Bundestrainer Bernd Berkhahn am Donnerstag in einer Videokonferenz, sei die Ansetzung einer weiteren Weltmeisterschaft durch den Weltverband ein halbes Jahr vor Olympia.
Schließlich wollen alle Trainer vermeiden, ihre besten Schwimmerinnen und Schwimmer auf zwei Saisonhöhepunkte vorzubereiten. „Das haut die Methodik komplett auseinander, die seit Jahrzehnten praktiziert wird. Grundsätzlich möchte da niemand starten. Niemand kann die WM gebrauchen, ich nehme nicht an, dass sie stark besucht sein wird.“
Berkhahn erwartet ein „sehr, sehr schnelles Rennen“ der Männer. Die Wassertemperatur werde mit 26,2 Grad Celsius „lange nicht so schlimm“ wie in Tokio sein. Zudem ist der Kurs um die Bojen enger gesteckt, eine Runde zieht sich über 1,6 Kilometer statt wie bei Olympia vor zwei Jahren über zweieinhalb Kilometer, so dass sich die Schwimmer häufiger versorgen können.
Im Kampf um die Weltmeisterschaftsmedaillen und die Olympiaqualifikation bei rund 30 Grad Celsius Außentemperatur am frühen Morgen wird es nicht zuletzt auch darauf ankommen, im schwarzen Anzug hydriert zu bleiben und die „enormen Wasserverluste“ (Berkhahn) auszugleichen.