Hambüchen vor Turn-WM :
„Ich brauche keine Bundeswehr“

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Hambüchen glaubt, die duale Karriere beflügele einen Athleten mehr als die Kasernierung von Spitzensportlern
Fabian Hambüchen ist seit zwei Semestern Student. Der bald 26 Jahre alte Turner lebt in Köln, studiert Sportmanagement und Kommunikation und hat kurz vor der WM zwei Prüfungen abgelegt.
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Fabian Hambüchen, Silbermedaillengewinner der Sommerspiele in London 2012 am Reck, hat eine größere Flexibilität bei der Förderung von Spitzensportlern in Deutschland gefordert. „Bundeswehr und Verband kooperieren so eng, dass man als Athlet dort in Abhängigkeit geraten kann. Man kann nicht alle Sportler über einen Kamm scheren. Es ist aber, nehme ich mal an, nicht nur bei den Turnern so: Die Verbände versuchen ein System zu schaffen, das für alle gilt. Wer nicht hineinpasst, aber finanziell davon abhängig ist, auch von der Bundeswehr, der kann in Schwierigkeiten kommen“, sagte Hambüchen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montagausgabe).

„Ich war auf keiner Sportschule, auf keinem Internat. Mein Vater und ich haben immer unser eigenes Ding machen können. Wir hatten die Gefahr gesehen, dass wir nicht so individuell arbeiten können, wie wir das für den großen Erfolg brauchen.“

Der bald 26 Jahre alte Turner lebt in Köln, studiert Sportmanagement und Kommunikation an der Sporthochschule und hat, kurz vor der WM von diesem Montag an in Antwerpen, zwei Prüfungen abgelegt. „Ich finde wichtig, dass ich meine Prüfungen machen kann und nicht zu jedem Lehrgang fahren muss. Zum Glück bin ich finanziell unabhängig. Ich habe Sponsoren, ich habe Auftritte. Ich brauche keine Bundeswehr“, fügte der Hesse hinzu.

„Ein Studium ist eine perfekte Ergänzung“

Der Turnstar erklärte, dass die Absprachen mit Bundestrainer Hirsch „sehr freundlich“ laufen. Er bemängelte mit Hinweis auf einen Brief allerdings Aussagen des Präsidenten des Deutschen Turner Bundes, Rainer Brechtken. „Er sieht Studium und Sport separat. Man hat nie das Gefühl, dass er sich vorstellen kann, dass das harmoniert“, sagte Hambüchen. „Er muss das als Ganzes sehen, ich vereine es ja in meiner Person. Er muss verstehen: Wenn ich etwas pro Studium sage, bedeutet das nicht, dass ich den Sport vernachlässige.“

„Nicht mehr so verbissen“: Hambüchen mit Freundin
„Nicht mehr so verbissen“: Hambüchen mit FreundinWonge Bergmann

Hambüchen kündigte an, vor den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro ein Urlaubssemester einlegen zu wollen. Er glaubt grundsätzlich an eine Unterstützung des Verbandes für die duale Karriere: „Auch bei der Bundeswehr gibt es Turner, die studieren.“ Aber „tendenziell haben sie es beim Verband lieber, dass die Athleten bei der Bundeswehr sind, dann haben sie mehr Zugriff auf die Sportler.“

Durch sein Studium gehe er nun im Sport „lockerer“ ran und sei nicht mehr „so verbissen“. „Ich genieße es, unter Menschen zu sein. Das ist anders, als wenn ich nur mein Ding mache: trainieren und zu Hause ausruhen. Man ist wacher, man ist lustiger drauf. Ich kann nicht verstehen, wenn jemand sagt: Duale Karriere sollte man aus sportlichen Gründen nicht machen. Die Uni nimmt ja nicht den Fokus vom Sport weg. Ein Studium ist eine perfekte Ergänzung.“

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