Tempohärte vor Paris : Ein Weltrekord der besonderen Art
Um Geschichte zu schreiben, lohnt es sich bisweilen, längere Wege zu gehen. Ein perfektes Beispiel für diese Philosophie gab am Wochenende die Australierin Jessica Hull: Die 27 Jahre alte Mittelstreckenläuferin rannte bei der Diamond League in Monaco Weltrekord – freilich nicht auf der von ihr üblicherweise bevorzugten olympischen 1500-Meter-Distanz, sondern über die selten gelaufenen 2000 Meter. In 5:19,70 Minuten unterbot sie am Freitagabend die bisherige Bestmarke von Francine Niyonsaba aus Burundi, die 2021 in Zagreb 5:21,56 Minuten gelaufen war.
Es war zwar kein Weltrekord mit Ansage, aber durchaus ein angepeilter Erfolg. Jessica Hull hatte erst eine Woche zuvor beim Diamond-League-Meeting in Paris in 3:50,83 Minuten nicht nur eine persönliche Bestleistung über 1500 Meter erzielt, sondern dabei auch einen Ozeanienrekord aufgestellt und sich auf Rang fünf der „ewigen“ Bestenliste geschoben. Allerdings war die Kenianerin Faith Kipyegon im gleichen Rennen in 3:49,04 Minuten Weltrekord gerannt.
Nun war Hull mit der Vorgabe nach Monaco gereist, sich bei ihrem letzten Auftritt vor den Olympischen Spielen von Paris in einem Rennen auf der Überdistanz die nötige Tempohärte zu holen. Die 1,72 Meter große und 52 Kilogramm leichte Läuferin mit dem markant fliegenden blonden Pferdeschwanz ging die fünf Runden schnell an und zog ihr geplantes Tempo knallhart durch.
Die ersten drei Runden ließ sie sich noch von drei Begleitläuferinnen anführen, um die einkalkulierten 64er-Runden einzuhalten – ehe sie auf den letzten 800 Metern alleine unterwegs war, und sogar noch beschleunigte. Die letzte Stadionrunde trommelte Jessica Hull in glatt 63 Sekunden dem Ziel entgegen. „Ein begeistertes Publikum wie hier macht es leichter“, bedankte sich die strahlende Australierin anschließend bei den Zuschauern. Dank ihrer bemerkenswerten Performance hat sie sich nun in eine gute Position für den Medaillenkampf im 1500 Meter-Rennen bei den Olympischen Spielen gebracht.
Daneben ging eine weitere Bestmarke des Abends fast ein wenig unter. Der Norweger Jakob Ingebrigtsen rannte über 1500 Meter nach 3:26,73 Minuten ins Ziel: Europarekord. Zum Weltrekord von Hicham El Guerrouj aus dem Jahr 1998 fehlt ihm nun nicht mal mehr eine dreiviertel Sekunde. Den Weltrekord über 2000 Meter hat Ingebrigtsen dem Marokkaner schon im vergangenen Jahr abgenommen.