Paris 2024: Katie Ledecky gewinnt neuntes Olympiagold

Katie Ledecky schwimmt und schwimmt und schwimmt und nun hat sie Larissa Latynina eingeholt. Neun Goldmedaillen hatte Latynina zwischen 1956 und 1964 für die Sowjetunion erturnt, neun Goldmedaillen hat Katie Ledecky nun erschwommen. Erfolgreicher war keine Sportlerin in der olympischen Historie. Die jüngste, neunte Goldmedaille bekam Ledecky am Samstagabend in der La Defense Arena von Nanterre um den Hals gehängt, nachdem sie die Australierin Ariarne Titmus in einem faszinierenden Rennen über 800 Meter Freistil besiegt hatte. Die Australierin reckte im Ziel am Beckenrand Ledeckys Arm in die Höhe wie der Ringrichter den Arm eines Boxchampions. Ledecky und Titmus in ihrer eigenen Klasse Es war eine Geste der Anerkennung nach einem Duell zwischen Champions über 16 Bahnen. Katie Ledecky machte das Tempo, Ariarne Titmus zog mit, schon nach hundert Metern hatten die beiden rund zweieinhalb Sekunden Vorsprung vor Isabel Gose, der Bronzemedaillengewinnerin über 1500 Meter, die nun wirklich kein schlechtes Rennen schwamm. Doch Ledecky und Titmus waren in ihrer eigenen Klasse unterwegs. Paige Madden, Ledecky Teamkollegin, war die Einzige, die einigermaßen Anschluss hielt – sie wurde Dritte (8:13,00 Minuten). Nach 650 Metern begann Ledecky schließlich das Tempo zu erhöhen, schuf eine kleine Lücke, die Titmus, die Frau mit dem stärkeren Endspurt auf der letzten Bahn zu schließen versuchte. Ledecky hielt dagegen – erfolgreich. Sie schlug als erste an, nach 8:11,04. 1,25 Sekunden später war Titmus im Ziel. „Danke, dass Du mich besser machst“ Zwölf Jahre nach der ersten Goldmedaille (800 Meter Freistil in London) nun also die neunte für Katie Ledecky, dazu kommen drei Silber und eine Bronzemedaille (weniger als Latyninas fünf Silber- und vier Bronzemedaillen). „Ich habe mich vor dem Rennen sehr unter Druck gesetzt, angesichts meiner Geschichte auf dieser Strecke. Hinterher habe ich Ariarne gesagt: Danke, dass Du mich besser machst. Ich weiß nicht genau, wer das gesagt hat, aber die Medaillen verblassen eines Tages, aber die Beziehungen, die man über all die Jahre schafft, die bleiben.“ Gefragt, ob sich Titmus an den ersten Olympiasiegs Ledeckys erinnere, über 800 Meter 2012 in London, sagte Titmus: „Da war ich elf, in der Grundschule. Aber ich erinnere mich an das Jahr 2016, als sie in Rio ihre 8:04 Minuten geschwommen ist“, sagte Titmus anschließend. Ledecky war damals 19 Jahre alt, Titmus 15. „Ich war auf Hawaii (bei einem Schwimmwettkampf) und schwamm 8:37 Minuten. Dass ich sie acht Jahre später zu ihrem vierten Olympiasieg nacheinander über 800 Meter Freistil jage, ist ziemlich cool. Ich bin stolz auf mich und fühle mich geehrt und privilegiert, ihre Rivalin zu sein. Ich hoffe, ich habe sie zu einer besseren Sportlerin gemacht. Sie hat mich auf jeden Fall zu der Sportlerin gemacht, die ich bin.“ Titmus hat in Paris Gold über 400 Meter Freistil und mit der 4x200-Meter-Freistilstaffel gewonnen sowie neben dem Silber am Samstag auch Silber über 200 Meter Freistil. Isabel Gose schwamm auf Platz, in 8:17,82 Minuten, 1,39 Sekunden fehlten zu einem weiteren deutschen Rekord. Anschließend war sie sich nicht ganz sicher, ob sie mit der Zeit zufrieden sein sollte, aber ohnehin war da auch noch die Umstellung auf Freizeit bewältigen. „Ich hatte schon gehofft, dass ein oder zwei Sekunden mehr drin sind. Es fällt so viel Druck ab, und das ist der erste Moment, in dem man das mal zulassen darf. Ich habe eben voll Hummeln im Arsch gehabt, weil ich gedacht habe, ich muss schnell weiter. Dabei habe ich ja jetzt Zeit. Es ist ein sehr erleichterndes Gefühl, andererseits ist es traurig, weil man so lange auf dieses Ziel hingearbeitet hat.“ Gose wird bis zur Schlussfeier Olympiatouristin. Wo und was sie anschaut? „Erstmal möchte ich hier rauskommen aus der Schwimmhalle.“ Andere sind noch nicht fertig: Summer McIntosh, zum Beispiel, die am Samstag das 200-Meter-Lagenrennen gewann vor Kate Douglass und Kaylee McKeown aus Australien. McIntosh schwimmt am Sonntag noch in der 4x100-Meter-Lagenstaffel und hat die Frauenrennen bei diesen Spielen so geprägt wie Ledecky und Titmus. „Ich versuche, möglichst nicht zu viel darüber nachzudenken, was ich hier gemacht habe. Das kommt, wenn die Woche vorbei ist“, sagte die Frau, von der mancher sagt, sie könne in den kommenden Jahren Katie Ledeckys Medaillenrekord übertroffen. Die 17 Jahre alte Kanadierin Summer McIntosh gewann auch das Rennen über 200 Meter Lagen, nachdem sie in dieser Woche schon Olympiasiegerin über 400 Meter Lagen und 200 Meter Schmetterling gewonnen hatte und über 400 Meter Freistil hinter Titmus Zweite geworden war. In vielerlei Hinsicht wirkt McIntosh wie eine jüngere Ausgabe Ledeckys, die anders als die Amerikanerin, aber nicht nur über Freistilstrecken antritt.