Bo Henriksen bleibt länger : „Entscheidung des Herzens“
Die Zusammenarbeit zwischen Mainz 05 und Bo Henriksen ist seit einem Jahr eine so emotionale wie erfolgreiche Geschichte. Und jetzt scheint es auch eine längere Sache zu werden: Am Donnerstag verlängerte der Trainer seinen bis zum 1. Juli 2026 laufenden Vertrag beim Bundesligaklub um eine Saison. „Bo passt einfach perfekt zu uns“, kommentierte Sportvorstand Christian Heidel die Entwicklung, die durch eindrucksvolle Zahlen untermauert wird.
Als Henriksen an Rosenmontag vorigen Jahres anheuerte, standen die 05er mit zwölf Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Als dritter Trainer binnen einer Saison nach seinem Landsmann Bo Svensson und Jan Siewert ging der Däne die von vielen als unmöglich eingeschätzte „Mission Klassenverbleib“ an – und meldete am letzten Spieltag, nach einem 3:1 in Wolfsburg, Vollzug. Mit 35 Punkten schlossen die Rheinhessen auf dem 13. Rang ab.
„Bo hat die sehr schwierige Situation, in der wir zusammengefunden haben, gemeinsam mit der Mannschaft mit mutigem Fußball und Bravour gemeistert“, so Heidel. „Darüber hinaus hat er mit seiner positiven, emotionalen Art den gesamten Verein und die Stadt auf diesem Weg mitgenommen.“ Das drückt sich nicht zuletzt in den gestiegenen Zuschauerzahlen aus: Zu allen Heimspielen der laufenden Runde kamen mehr als 30.000 Fans – das hat es in Mainz schon lange nicht mehr gegeben.
„Wir gehen immer ehrlich miteinander um“
Henriksen selbst bezeichnet die Vertragsverlängerung als „Entscheidung des Herzens“. Sowohl er als auch seine Familie fühlten sich in Mainz, im Klub und in der Stadt absolut wohl. „Ich liebe die Spieler, den Stab, den gesamten Verein“, sagte er in der Pressekonferenz vor dem Spiel bei Werder Bremen. Mit Christian Heidel stimme er nicht in allen Dingen überein, „aber wir gehen immer ehrlich miteinander um“. Die Frage, wo seine Meinung von der des Managers abweiche, beantwortete er lachend mit einer Gegenfrage: „Wie viel Zeit hast Du…?“
Das Vertrauen in die tägliche Arbeit, der Glaube an die Mannschaft, den auch die Fans in schwierigen Zeiten aufrechterhalten hätten, führt Henriksen als Aspekte dafür an, „dass wir hier fantastische Möglichkeiten haben. Wir wollen uns mit dem Erreichten nicht zufriedengeben, sondern immer besser werden“. Klar sei allerdings, dass solche Fortschritte nicht von alleine kommen, sondern entsprechender Vorleistungen bedürfen. „Wir müssen sehr hart arbeiten, um Fußballspiele zu gewinnen, das haben wir auch in diesem Jahr gesehen“ – die Hinrundenniederlage gegen Heidenheim oder das 1:2 bei Union Berlin am vorvergangenen Spieltag zeugen davon, was passiert, wenn die Mainzer nicht mit voller Kraft agieren.
„Das ging jetzt sehr flott“
Die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb, die den 05ern angesichts des stabilen Saisonverlaufs zuzutrauen ist, gibt Bo Henriksen nicht explizit als Ziel aus. „Träumen gehört dazu, aber es ist wichtig, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. Wir nehmen ein Spiel nach dem anderen und können hoffentlich immer wieder überraschen.“
Für den Zeitpunkt der Verlängerung nennt Christian Heidel einen einfachen Grund: „Wir wollten das Ende der Hinrunde abwarten.“ Danach hätten Henriksen und er sich zweimal zusammengesetzt, um in Vertragsform zu bringen, was beide Seiten schon länger wollten. „Das ging jetzt sehr flott.“ Der Däne war vor einem Jahr der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt gewesen, um der verunsicherten Mannschaft neues Leben einzuhauchen, das Selbstbewusstsein der Spieler zu stärken. „Viele haben ihn wegen seiner emotionalen Art auch kritisch gesehen“, sagte der Sportvorstand, „aber weder werden ihm Vergleiche mit früheren Trainer gerecht noch passt es, ihn als reinen Motivationskünstler abzutun. Wenn das über ein Jahr funktionieren würde, wäre der Fußball sehr einfach.“
Er selbst habe nicht daran gezweifelt, dass Henriksen auch über den Klassenverbleib hinaus der richtige Trainer für Mainz 05 sei, sagte Heidel. „Aber ich bin nicht der Typ, der dann direkt einen Fünfjahresvertrag unterschreibt. Ich wollte schon noch sehen, wie die Entwicklung verläuft.“ Inzwischen habe der Coach sich nicht nur mit Bravour in der Bundesliga eingefunden, sondern auch eindrucksvoll bewiesen, dass er eine Mannschaft weiterentwickeln könne.