Slalom in Kitzbühel : Straßer scheitert am Hang aus Kindertagen

Den Ganslernhang kennt Linus Straßer seit Kindesbeinen: Dort lernte er das Skifahren. Beim Slalom von Kitzbühel bringt ihm das am Sonntag nichts. Er scheidet im zweiten Durchgang aus. Dafür gewann erstmals seit 1968 ein Schweizer.
Wie es für viele Münchner üblich ist, hat Linus Straßer als Kind im nahen Kitzbühel das Skifahren gelernt. Seine sportbegeisterten Eltern „sind seit 30 Jahren nach Kitzbühel gefahren“, wie der 27-Jährige erzählte. Da war es nur folgerichtig, dass auch er sich als Kind hier erstmals auf die beiden Bretter stellte. Und dabei hatte er sich offenbar nicht schlecht angestellt – mittlerweile gehört er zu den zehn besten Slalom-Fahren im alpinen Ski-Weltcup. Am Sonntag konnte Straßer seinen Status allerdings nicht bestätigen. Nachdem er den ersten Durchgang noch als Vierzehnter beendet hatte, schied er im finalen Lauf noch vor der oberen Zwischenzeit aus. Übermäßig enttäuscht wirkte er aber nicht: „Ich hab’ probiert, Gas zu geben, es ist sich nicht ausgegangen. So what?“
Sieger wurde Daniel Yule, der in einer Gesamtzeit von 1:41,50 Minuten als erstes Schweizer seit einem gewissen Dumeng Giovanoli 1968 auf dem Ganslernhang gewann. Yule verdarb mit seinem Erfolg den Österreichern die Hoffnung auf einen Heimsieg im Jahr eins nach Marcel Hirscher, denn er verwies den Österreicher Marco Schwarz mit 0,12 Sekunden Differenz auf Rang zwei. Der Franzose Clement Noel komplettierte das Siegerpodest (+0,37). Bester Deutscher wurde Sebastian Holzmann, der mit Startnummer 65 immerhin Siebzehnter wurde. Eine Hundertstel hinter ihm lag Anton Tremmel, der im ersten Lauf mit Nummer 50 als Siebter für Aufsehen gesorgt hatte, dann aber zurückfiel.
Auch dessen Vorstellung passte letztlich zur Grundsatz-Analyse von Straßer. Der sagte, Angriff sei „der einzige Weg, dass man am Schluss auf dem Podium landet“. Wer sicher und schön fahre, gewinne gar nichts, schon gar nicht am Ganslernhang. Bei bislang sechs Weltcuprennen, die er in Kitzbühel bestritt, ist er fünf Mal ausgeschieden. Nur 2015 kam er als Vierzehnter ins Ziel. Es sei „wahnsinnig viel taktisches Fahren“ angesagt, deshalb sei es „extrem schwer, die Mitte zu finden“. Und ein Taktiker, so viel lässt sich sagen, ist Straßer sicher nicht. „Ergebnisse sind mir egal“, sagte er dieser Tage.
Auf die Frage, auf welchem Hang er damals seine ersten Schwünge machte, hatte Abfahrer Thomas Dreßen noch stellvertretend für ihn im Scherz geantwortet: „Mausefalle.“ Doch Straßer konnte kontern, denn er hatte tatsächlich als Knirps mal mit seinem Vater oberhalb der steilsten Stelle der Abfahrtsstrecke gestanden. Er wollte runter gucken, wagte sich aber zu nah an den Abgrund. Sein Vater wollte ihn noch festhalten, kam aber zu spät, was zur Folge hatte, dass beide kopfüber den Hang hinunter purzelten. Da wurde er lieber Slalomfahrer. Gut zwanzig Jahre später sagte Strasser nach seinem abermaligen Ausfall am Ganslernhang: „Ich stehe hier unten, ich habe alles probiert, ich hab mir die Chance gegeben.“