Wandel der deutschen Küche :
Wird Dosenkraut bald aus dem Regal verschwinden?

Von Laurens Greschat
Lesezeit: 7 Min.
Früher kochte man mit dem, was da war. Und Kohl war nicht nur da – er lässt sich sogar haltbar machen.
Von den Wiederaufbauern geliebt, von der Gen Z verschmäht: Produkte wie Schmalz, Dosenkraut und Kondensmilch werden in Deutschland unbeliebter. Doch es lohnt sich, den Verlust als Chance zu sehen.
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Die Großmutter ist extra angereist, nun wird gemeinsam gekocht. Ein Festtagsessen soll es sein: Entenbraten mit Rotkraut. Das Gänseschmalz gleitet schon in den Topf, löst sich geräuschlos auf. Apfel- und Zwiebelwürfel werden im heißen Fett mit etwas Zucker zischend angebraten, bis sie glasig sind und der Zucker karamellisiert. Dann plumpst das Kraut aus der geöffneten Dose hinterher. Ihm folgen Nelke, Lorbeer, Zimt und Wacholder. Ein Schuss Essig, damit das Kraut seine intensive violette Farbe behält, und ein größerer Schuss trockener Rotwein, damit es auch schmeckt. Und schon riecht die schmale Wohnküche nach Weihnachten. Mit geübtem Griff hieven behandschuhte Hände den Bräter samt Entenbraten aus der Bratröhre, zerteilen ihn und richten ihn zusammen mit Kraut und Klößen an. Nach dem Festmahl sind einige der Gäste träge. Zur Verdauung wird ein Kaffee gereicht – aufgebrüht im Filter, serviert mit Kondensmilch.

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