Designerin Lili Radu : Der Traum und das Risiko

In der vergangenen Woche haben etliche Jungdesigner ihre Kollektionen auf der Berliner Modewoche gezeigt, in der Hoffnung auf Erfolg. Aber wie schafft man das? Hausbesuch bei einer, die auf dem besten Weg ist.
Dienstag Abend, kurz nach 23 Uhr im sechsten Stockwerk eines schicken Neubaus in Prenzlauer Berg. Lili Radu steht an der verglasten Fensterfront ihrer Wohnung, die zugleich Firmenzentrale ist. Im Hintergrund leuchtet der Fernsehturm, auf dem Küchenblock sammeln sich die Rotweingläser der Einkäufer, der Mitarbeiter, der Besucher. Hier ist noch viel los. Radu erzählt gerade von ihren Taschen-Stangen, schmalen, hohen gusseisernen Teilen in Schwarz und Weiß, die sie extra hat anfertigen lassen und die sie mitnimmt, wann immer sie ihre Modelle irgendwo präsentiert. „Auf den Zentimeter genau passen die Stangen in den Kofferraum unseres Volvos“, sagt sie. Und, als ob sie ihr Glück darüber selbst nicht fassen könnte, betont sie noch mal: „Auf den Zentimeter!“ Darauf ein Schluck Rotwein. „Quatsch!“, ruft ihr Ehemann und Business-Partner Patrick Löwe dazwischen und klingt ernüchtert. „Das habe ich natürlich vorher ausgemessen. Wir verlassen uns doch nicht darauf, dass das schon irgendwie passen wird.“ So viel zum Glück. Glück kommt selten allein.