Ausgerechnet Dr Smile : Guten Freunden schenkt man Masken

Das Startup Dr Smile liegt mit Kieferorthopäden im Dauer-Clinch. Jetzt macht das Unternehmen ihnen und der Zahnärzteschaft ein Geschenk.
Das Maskenverschenken ist in der Corona-Krise zur Königsdisziplin der Öffentlichkeitsarbeit geworden. Gerade hat BASF-Chef Martin Brudermüller der dankbar blickenden rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer die erste Tranche von 100 Millionen Schutzmasken überreicht, die der Konzern der Republik spendiert. Nun zieht das Berliner Startup Dr Smile nach, zwar nur mit rund 100.000 Masken, dafür aber solchen der Klasse FFP2, also mit einem zusätzlichen Partikelfilter.
Und mit einer pikanten Pointe. Ab sofort würden diese Masken gratis an bedürftige Praxen von Zahnärzten und Kieferorthopäden verschickt, kündigt Gründer Jens Urbaniak gegenüber der F.A.S. an. Und das, obwohl die Kieferorthopäden und das 2016 gegründete Unternehmen bisher ziemlich beste Feinde sind.
Die Firma bietet Zahnbegradigungen mit der sogenannten Aligner-Technik an, die unter anderem dank Mengenvorteilen bei der zentralen Herstellung viel günstiger als die herkömmliche Behandlung in Einzelpraxen ist und vom Berufsverband der Kieferorthopäden als minderwertig geschmäht wird. In der Vergangenheit traf man sich deswegen sogar vor Gericht: Das 2016 von Urbaniak und seinem Kompagnon Christopher von Wedemeyer gegründete Startup, das inzwischen Praxen in 29 deutschen Städten betreibt, scheiterte mit dem Versuch, seinen Kritikern die Aussage verbieten zu lassen, das Angebot unterschreite medizinische Standards. Die Aligner-Therapie allgemein trifft auch in der Zahnärzteschaft insgesamt nicht nur auf Freunde, die Zahnärztekammer Schleswig-Holstein beispielsweise warnt ihre Mitglieder vor einer Zusammenarbeit mit Anbietern dieser Behandlungsform.
Es sei nicht die Zeit, alte Gegensätze zu pflegen, sagt Urbaniak nun in Richtung der Kieferorthopäden mit gewiss wohlüberlegter Großzügigkeit, schließlich gelte es die zahnmedizinische Versorgung im Land zu sichern. Gute Geschäftsbeziehungen nach China ermöglichten ihm dort den Einkauf der Masken, die normalerweise ein oder zwei Euro kosten und in der Corona-Krise zu Schwarzmarktpreisen von mehr als 20 Euro gehandelt wurden, in großen Mengen. Davon sollten auch die niedergelassenen Zahnärzte und Kieferorthopäden profitieren, die nicht über solche Geschäftsbeziehungen verfügten, sagt Urbaniak.

Also Schwamm drüber und eitel Sonnenschein? Was die Verbände der Zahnärzte und Kieferorthopäden von der Avance halten, war ihnen bis zum Montag nicht zu entlocken. Auch die Frage nach aktuellen Zahlen zum Mangel an Schutzbekleidung und Masken blieb unbeantwortet. Urbaniak berichtet aber, dass schon wenige Stunden nach Bekanntgabe der Aktion im Internet Anfragen von Zahnärzten und Kieferorthopäden über mehrere Tausend Masken bei ihm eingegangen seien.
Das ist die aktualisierte Version des Artikels, der am Sonntag, 19. April, unter der Überschrift „Zahnärzte-Schreck verschenkt Masken an Zahnärzte“ veröffentlicht wurde.