Archäologie : Grabkammer altägyptischer Priesterin entdeckt
In Mittelägypten wurde das reich ausgestattete Grab einer hochgestellten Frau entdeckt. Idy war eine Priesterin der Göttin Hathor und die einzige Tochter des bedeutenden Gaufürsten Djefai-Hapi I. aus der Zeit Sesostris I., Pharao der 12. Dynastie, der im 20. Jahrhundert vor Christus während des Mittleren Reiches regierte, der zweiten großen Blütezeit Altägyptens.
Zwar waren Grabräuber bereits im Altertum in Idys letzte Ruhestätte eingedrungen, hatten alles nach Metallobjekten und anderen Wertgegenständen durchwühlt und dabei auch die Mumie der Grabherrin zerfleddert. Doch blieben Teile der Grabausstattung erhalten. So fanden sich Reste des Gewandes der Verstorbenen, sowie die Bruchstücke der sogenannten Kanopenkrüge, in denen ihre bei der Mumifizierung entnommenen inneren Organe beigesetzt worden waren. Weitere Beigaben waren Nahrungsmittel, ein Dolch sowie hölzerne Statuen.
Insbesondere die beiden ineinander geschachtelten jeweils 200 bis 300 Kilogramm schweren Särge aus importiertem Holz stellen eine besondere Entdeckung dar: Sie sind mit in hoher Qualität ausgeführten Bildern und Hieroglyphen-Inschriften bedeckt, darunter Titel, Opferlisten und sogenannte Sargtexte. Das sind Gebete für die Reise ins Jenseits, von denen später, zur Zeit des Neuen Reichs Altägyptens – der Epoche Tutanchamuns oder Ramses II. – viele in das berühmte Totenbuch eingingen.
Idy aber lebte rund 560 Jahre vor Tutanchamun im Mittleren Reich. Nach ersten Untersuchungen ihrer Skelettreste wurde sie etwa 40 Jahre alt und hatte zu Lebzeiten mit einem angeborenen Fußleiden zu kämpfen. Ihre Grablege hatte Jochem Kahl von der FU Berlin gemeinsam mit seinem Team sowie ägyptischen, japanischen und polnischen Archäologen entdeckt. Sie fanden es in einer mit Bruchsteinen verschlossenen Seitenkammer eines 14 Meter tiefen Schachtes in dem monumentalen Felsengrab ihres Vaters Djefai-Hapi in der Nekropole nahe Assiut, das Kahl und Kollegen seit 20 Jahren erforschen.
Djefai-Hapi I. war ein sehr mächtiger Fürst, der das 13. Gau Oberägyptens als eine Art Provinzgouverneur regierte. Sein um 1880 vor Christus entstandenes Felsengrab bei Assiut wurde in der Pharaonenzeit noch lange verehrt und birgt ebenfalls reichen Bildschmuck, darunter auch eine Darstellung seiner Tochter Idy.