Geheimnisvoller Pharao : Mit 57 Umzugskisten ins Jenseits

Hundert Jahre nach der Öffnung seines mit Schätzen gefüllten Grabes bleibt er noch immer voller Rätsel. Was wissen wir wirklich über Tutanchamun?
Nach dieser Konferenz wissen wir weniger über Tutanchamun als vorher: Seine Mutter ist gar nicht seine Mutter, seine Objekte wurden nicht für ihn hergestellt, und sein Grab ist auch nicht seins.“
So leitete Marc Gabolde, Professor für Ägyptologie an der Universität von Montpellier am 6. November den letzten wissenschaftlichen Vortrag auf einer zweitägigen Fachtagung in einem Hotelsaal hoch über dem Nilufer im oberägyptischen Luxor ein. Anlass war der hundertste Jahrestag eines Jahrhundertfundes: der Entdeckung des Grabes des Tutanchamun durch den britischen Archäologen Howard Carter am 4. November 1922. Den Tag selbst feierten die ägyptischen Gastgeber mit der Eröffnung des als Museum wiederhergerichteten Hauses Carters unweit des Tals der Könige. Und am Abend lud man zu einem Galadinner pharaonischen Ausmaßes in den Luxor-Tempel: Über dessen knallbunt angestrahlten Pylon tanzten Laserstrahlen, und darunter gab ein Live-Orchester unter anderem Puccini: „Nessun dorma“ – da schlafe keiner.
Dabei jährt sich der eigentliche Anlass für die epische Party erst heute: Am 26. November 1922 war der „Tag der Tage“, wie Carter ihn später nannte: Um vier Uhr nachmittags war die Treppe ganz freigelegt, auf die der Wasserjunge der Grabung drei Wochen zuvor gestoßen war. Carter hatte sie ein Stück weit ausgegraben, dann aber wieder zuschütten lassen, nachdem man an eine verputzte Wand mit Abdrücken hieroglyphischer Siegel gelangt war: Was immer sich dahinter befand, war seit der Zeit der Pharaonen nicht mehr betreten worden. Die Siegel brechen wollte Carter nur in Gegenwart seines Geldgebers: George Edward Stanhope Molyneux Herbert, des fünften Earl of Carnarvon.
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