Virus in Südindien : Kerala kämpft gegen Nipah-Ausbruch

Einer der tödlichsten Erreger soll nach dem Todesfall eines Jugendlichen in Südindien eingedämmt werden. Nach dem Nipah-Ausbruch im vergangenen Jahr gab das RKI in Berlin Entwarnung.
In der südindischen Region Kerala geht die Sorge einer Nipah-Epidemie um, nachdem ein 14-Jähriger aus Pandikkad an der Infektion gestorben war. Dutzende von Menschen, mit denen er Kontakt hatte, sind inzwischen identifiziert und negativ getestet worden. Weitere mögliche Kontaktpersonen wurden benachrichtigt und zum Teil schon isoliert. Das Virus ist wegen einer hohen Sterblichkeit gefürchtet, bisher starben statistisch je nach Region die Hälfte bis zu drei Viertel der Infizierten. Nicht zuletzt ist es auch die Ausbreitung des Erregers durch die weit verbreiteten Flughunde, die das Risiko von Übertragungen erhöht.
In den vergangenen sechs Jahren waren Nipah-Infektionen in der Region mehrmals registriert worden, 2018 starben beim bisher größten Ausbruch 17 Menschen. Zuletzt waren vor einem Dreivierteljahr in Kerala mehrere Nipah-Opfer und Infizierte registriert worden. Das Robert-Koch-Institut schätzte damals das Risiko, als Reisender in Kerala mit dem Virus in Kontakt zu kommen oder sich zu infizieren, als gering ein. Ein Import des Virus nach Deutschland könne nicht ausgeschlossen werden, sei aber „sehr unwahrscheinlich“.
Die RNA-Viren, die entfernt mit dem Masern-Virus verwandt sind, können schwere enzephalitische Entzündungen, extremes Kopfweh und Atemnot mit hohem Fieber auslösen. Sie werden am ehesten über Früchte - insbesondere Datteln - und Fruchtsäfte übertragen, an denen die Flughunde geknabbert und ihren Speichel hinterlassen hatten. Infizierte Menschen können sich ebenso wie Haustiere untereinander durch kontaminierte Körperflüssigkeiten anstecken.
Ein zugelassenes spezifisches Medikament gegen die Viren gibt es nicht. Seitdem das Virus zum ersten Mal in Malaysia vor etwas mehr als 25 Jahren aufgetaucht war, ist die Entwicklung von Medikamenten und Viren nur schleppend vorangegangen. Inzwischen sind einige experimentelle Impfstoffkandidaten in die Testphase an Menschen gegangen, zuletzt ein möglicher Impfstoff der Universität Oxford. Die Studie dazu startete Anfang diesen Jahres auf dem Subkontinent. Im Januar dieses Jahres haben außerdem zwei indische Firmen mit mehr als 43 Millionen Dollar Fördermitteln der internationalen “Coalition for Epidemic Preparedness Innovations“ (CEPI) angekündigt, 2025 eine klinische Studie zur Wirkung des ersten monoklonalen Antikörpers gegen das Nipah-Virus zu starten.