Fette Beute : Wie Orcas die größten Fische der Welt erlegen

Schwertwale jagen Beute, die genauso groß ist wie sie selbst. Dazu nutzen sie einen speziellen Wende-Trick.
Vor der Küste Mexikos haben Orcas eine ungewöhnliche Jagdstrategie entwickelt: Sie jagen Walhaie, die größten Fische der Meere. Schon länger gab es Berichte darüber, dass die Wale sich über Fische hermachen, die genauso groß sind wie sie selbst. Nun haben Wissenschaftler erstmals Videos von diesem Verhalten veröffentlicht, und die Studie im Journal „Frontiers in Marine Science“ genau beschrieben.
Bereits länger bekannt ist, dass Orcas sehr spezialisierte Jäger sind. Es gibt Familien, die sich auf Lachse, auf Rochen, Robben und Schildkröten fokussiert haben. In Südafrika gibt es sogar zwei gemeinsam jagende Orcas, die es auf Weiße Haie abgesehen haben.
Andere wiederum nutzen die Fischerei der Menschen aus: Sie können Thunfische und anderen großen Fang von den Langleinen der Fischer abfressen. Im Mittelmeer und vor der Küste Alaskas hat dies immer wieder zu Konflikten zwischen den Meeressäugern und Menschen geführt. Die Verluste, die den Fischern durch Orcas entstehen, sind zum Teil beträchtlich.



Die Jagdtechnik, die die Wissenschaftler um Erick Higuera Rivas nun beschreiben, zeigt, dass die Orcas die Walhaie sehr strategisch attackieren. Sie drehen die Haie mit vereinter Kraft zunächst auf den Rücken. Dadurch geraten diese in eine katatonische Starre, sie können sich also nicht mehr bewegen. Liegen die Haie mit dem Rücken im Wasser, attackieren die Orcas gezielt die Bauchseite auf Höhe der Bauchflossen. Dort ist die Haut der planktonfressenden Riesenhaie besonders dünn – und somit der Zugang zur fettreichen Leber einfacher als an anderen Stellen des Hais.
Die Berichte und Videos von Orcas haben allerdings nur Angriffe auf jugendliche Walhaie gezeigt. Ausgewachsen können sie bis zu 20 Meter groß und 34 Tonnen schwer werden. Ihre Haut sei, sagt Ko-Autorin Francesca Pancaldi, beispielsweise auf dem Rücken bis zu zwölf Zentimeter dick. Bei jüngeren, kleineren Tiere hätten die Orcas eher eine Chance. Diese seien vor der Küste Mexikos häufiger anzutreffen, weshalb sie sich als Beute für die Orcas anbieten.
Die Wissenschaftler hatten vier Attacken zwischen 2018 bis 2024 in verschiedenen Gegenden des Golfs von Kalifornien untersucht. Anhand von Rückenflossen und Narben konnten sie einzelne Tiere identifizieren. Demnach war ein bestimmter Orca, der nach dem Azteken-Herrscher Moctezuma benannt wurde, an drei der vier Attacken beteiligt.
Es sei sehr beeindruckend, wie strategisch die Orcas zusammenarbeiteten, sagt Higuera Rivas.„Das zeigt, was für großartige Raubtiere sie sind.“