Placeboeffekt :
Chilisoße im Hirnscanner

Frauke Zbikowski
Ein Kommentar von Frauke Zbikowski
Lesezeit: 2 Min.
Chilis. Den Liebhabern scharfen Essens läuft bereits beim Anblick der Schoten das Wasser im Mund zusammen.
Jetzt nachgemessen und wissenschaftlich bestätigt: Vorfreude oder Abneigung gegenüber Speisen steigt, wenn man weiß, was drin ist.
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Macht eine Prise Chili jedes Essen schmackhafter? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Yi Luo, Verhaltensforscherin von der Ostchina-Universität in Shanghai, jedenfalls liebt scharfe Gerichte. Dass solche Mahlzeiten manchen Menschen geradezu körperliche Schmerzen bereiten, inspirierte sie zu einer wissenschaftlichen Studie: Sie ließ 46 Probanden „Arriba!“ kosten, eine mexikanische Jalapeño-Soße, und zwar in einer pikanten und in einer milden Variante. Die Zutatenliste lässt allerdings vermuten, dass durchschnittliche Mitteleuropäer auch die milde Variante scharf finden würden. Während die Soße den Probanden in den Mund tropfte, scannte Yi Luo deren Hirnaktivität, und ließ sie jeweils angeben, wie sie den Geschmack der Soße empfanden.

Scharf oder mild?

Jeder Proband wurde zweimal untersucht: Beim ersten Mal erhielt er keinerlei Information über die Schärfe der Flüssigkeit. Beim zweiten Mal suggerierte die Zahl der Chilischoten auf der Soßenflasche, womit der Proband zu rechnen hatte. Dabei zeigten sowohl die subjektiven Einschätzungen als auch die Hirnscans, dass der Placebo-Effekt auch beim Essen funktioniert. Wurde den Probanden vorher die Schärfe der Soße angezeigt, schmeckte sie ihnen gleich viel besser, wenn sie gerne scharf aßen. Und viel schlechter, wenn sie Scharfes verabscheuten. Dabei war die neuronale Aktivität bei den Schärfe-Hassern stärker, besonders in Hirnregionen, die mit Schmerzen zusammenhängen. Eltern dürfte dieses Ergebnis nicht überraschen: Ähnlich ist es, wenn Kindern verheimlicht wird, dass Zucchini oder Rosenkohl in der Suppe steckt – und sie diese ohne Protest löffeln. Verrät man ihnen, was wirklich drin ist, mögen sie die Suppe garantiert nicht.

Doch funktioniert der Placebo-Effekt auch andersherum? Könnte man fade Gerichte allein dadurch schmackhafter machen, indem man seinen Gästen schwört, man habe Safran und weißen Trüffel verwendet? Eine solche Aussage lässt die gerade im Fachmagazin „PLOS Biology“ veröffentlichte Studie leider nicht zu. Ob die liegende und etwas eingeengte Position im Hirnscanner zu den stark negativen Empfindungen bei den Probanden beiträgt, die Chili hassen, war übrigens nicht Gegenstand der Untersuchung.

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