Krebsvorsorge :
Der verspätete Test

Von
Felicitas Witte
Lesezeit:
Der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs wurde lange kontrovers diskutiert.

Die Entscheidung für oder gegen einen Test zur Krebsfrüherkennung ist nie einfach - auf die Qualität der zugrunde liegenden Studien sollte man sich aber verlassen dürfen. Ein Kommentar.

Wenn es um die Krebsfrüherkennung geht, haben Männer und Frauen gleiche Interessen – und gleiche Sorgen. Seit Jahren streiten sich Fachleute, ob eine Mammographie zur Früherkennung von Brustkrebs sinnvoll ist. Die einen raten dazu, andere sind zurückhaltend. Auch Männer zerbrechen sich seit Jahren den Kopf über das entsprechende Männerleiden, den Prostatakrebs. Europäische Forscher rieten zum PSA-Test und behaupteten, damit ließen sich Todesfälle durch Prostatakrebs verhindern. Eine amerikanische Studie widersprach radikal. Jetzt zeigt sich, wie es zum Widerspruch kommen konnte: durch Schlampigkeit der Forscher. Wie muss sich nun ein Mann mit weit fortgeschrittenem Prostatakrebs fühlen, der den Test nicht hat machen lassen, weil die in einem hochrangigen Medizinjournal publizierte amerikanische Expertengruppe abgeraten hatte? Vielleicht hätte der Test seinen Krebs früher erkannt, und er hätte geheilt werden können?

Dass Forscher etwas übersehen, kann passieren. Aber man fragt sich, warum das keiner der zwei Dutzend beteiligten Wissenschaftler kontrolliert hat. Und warum das nicht wenigstens einem der Gutachter aufgefallen war? Ihre Daten kritisch zu hinterfragen, das lernen augenscheinlich viele Mediziner immer noch zu wenig. Eine gute Studienkultur sieht anders aus. Der PSA-Streit sei eine Kontroverse, die einfach nicht enden wolle, so wurden die widersprüchlichen Ergebnisse immer wieder kommentiert. Andere meinten, die Wahrheit läge irgendwo zwischen den beiden Studien oder der wirkliche Nutzen sei sehr klein. Kaum jemand hinterfragte seitdem die Qualität der Studie selbst. Erst sieben Jahre später nun sind die Unstimmigkeiten aufgedeckt worden – viel verlorene Zeit.

Eine Empfehlung für oder gegen eine Früherkennung ist immer nur so gut, wie die zugrundeliegenden Studien. Und die müssen Experten richtig interpretieren und erklären. Sicher, auch mit dem Etikett seriös ist die Entscheidung für den Mann nicht einfach. Manchmal entdeckt der PSA-Test Prostatakrebs, und man lässt sich operieren, dabei wäre das gar nicht notwendig gewesen, weil der Krebs so langsam wächst, dass man nie Probleme gehabt hätte. Macht man andersherum den Test nicht und bekommt irgendwann die Diagnose fortgeschrittener Krebs, hätte man sich gewünscht, den Test gemacht zu haben. Mit gewissen Unsicherheiten muss man in der Medizin leben, und jeder Mann muss letztendlich selbst für sich entscheiden, ob er einen Test machen will. Das kann er aber nur, wenn der Arzt, der ihn berät, sich auf die Ergebnisse großer – und teurer – Studien guten Gewissens berufen kann.

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