Kolumne Weltblick :
So wird SWIFT als globale Waffe genutzt

Von
Christian von Soest
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Unser Kolumnist hat die Welt im Blick.

SWIFT bietet dem Westen die einfache Möglichkeit, missliebige Banken und sogar ganze Staaten vom internationalen Finanzsystem abzuklemmen. Wie das funktioniert, erklärt unser Kolumnist.

SWIFT erlaubt es Banken auf der ganzen Welt, Geld mit einem Mausklick über den Globus zu schicken. Das eingängige Kürzel für die „Society for Worldwide International Financial Telecommunication” steht für eine weitgehend unbekannte Triebkraft des globalen Finanzgeflechts. Das System funktioniert wie die Postleitzahlen – jede der 11.000 Mitgliedsbanken in 200 Ländern hat eine eigene Nummer. Diesen Bank Identifier Code – BIC – finden wir auch auf den Kontoauszügen.

Was 1973 als Finanzsystem begann, um globale Geldtransfers zu beschleunigen, ist längst zum umkämpften Machtmittel avanciert. Obwohl SWIFT als Genossenschaft mit Sitz im belgischen La Hulpe laut Satzung „neutral“ ist, setzen sie die westlichen Anteilseigner mit den USA an der Spitze zunehmend als Waffe ein. Ein ungültiger SWIFT-Code macht Überweisungen ins Ausland zwar nicht unmöglich, aber extrem aufwendig.

Im Jahr 2012 sperrte SWIFT zum ersten Mal iranische Geldinstitute aus, um die Islamische Republik zum Einlenken im Atomstreit zu zwingen. Dies erschwerte es massiv, die Öllieferungen des Landes zu bezahlen, und trieb die Inflation nach oben. Für Familien in Iran bedeutet es, dass Angehörige aus dem Ausland kein Geld mehr überweisen können. 2017 folgte Nordkorea, und vier Jahr darauf gerieten afghanische Banken nach der erneuten Machtübernahme der Taliban ins Visier.

Washington, London und Berlin nutzten das Mittel nach Russlands Vollinvasion 2022 in die Ukraine in viel größerem Maßstab: Zahlreiche Banken, darunter das größte russische Geldinstitut, die Sberbank, sind seitdem vom SWIFT-System ausgeschlossen. Anders als im Fall von Iran klemmte der Westen jedoch nicht das gesamte Bankensystem Russlands ab.

Klar ist: Die SWIFT-Strafen treffen moderne Volkswirtschaften enorm. Trotzdem ist Ernüchterung eingetreten. Iran kassiert nun auf Umwegen für seine Ölexporte, humanitäre Hilfe muss über Drittstaaten nach Afghanistan gelangen, und Großmächte wie China arbeiten an alternativen Zahlungssystemen. Angesichts der hohen Kosten für alle Beteiligten gilt auch für die Trump-Regierung, das Mittel der „Entswiftung“ sparsam einzusetzen.

Prof. Dr. Christian von Soest
Christian von Soest leitet den Forschungsschwerpunkt Frieden und Sicherheit am German Institute for Global and Area Studies (GIGA) und ist Honorarprofessor an der Universität Göttingen. Ende 2023 ist sein Buch „Sanktionen: Mächtige Waffe oder hilfloses Manöver?“ erschienen.
Bild: FAZ
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