Jane Austens Bruder : Wer war Frank?
Sir Francis William, genannt Frank, Flottenadmiral von Beruf, hatte ein aufregendes Leben. Geboren 1774 als Sohn eines Pfarrers, aufgewachsen mit sieben Geschwistern in einem südenglischen Städtchen bei Southampton, trat er mit zwölf Jahren in die Marineakademie in Portsmouth ein. Es folgten erste Einsätze gegen die napoleonische Flotte. Admiral Nelson, dem er in Palermo Nachrichten zutrug, nannte ihn „an excellent young man“, und er machte dieser Einschätzung fortan alle Ehre.
Frank war in Ägypten stationiert, verbrachte etwas Zeit mit seiner Familie in Bath, reiste als Kapitän weiter mit Nelson in die Karibik, um sich schließlich mit Mutter, Schwestern und Gattin in Southampton niederzulassen. Es folgten noch ein paar Geschäftsreisen nach St. Helena und nach China, viele Briefe an die Familie und schließlich der Ruhestand im beschaulichen Heimatort samt Ritterschlag. Ein mustergültiger Flottenadmiral, dem man gern eine romantische Verehelichung andichten möchte, wie sie einem Jane-Austen-Roman zur Ehre gereichen würde. Vielleicht mit der ältesten Tochter der Lyntons von High Cleremont, nennen wir sie Emilia, die er in jenem Sommer in Bath traf.
Mit reifen 27 ist sie nun praktisch unvermittelbar, weshalb sie wochenlang denkt, Frank interessiere sich eigentlich für die jüngere Schwester Anne, aber Annes Freundschaft ist für ihn nur der erste Schritt zu ihrem Herzen, und dann folgt dieser Ball, bei dem ... so ähnlich jedenfalls. Biographisch Genaueres über diesen Frank, der mit Nachnamen übrigens Austen heißt und der um ein Jahr ältere Bruder der ungleich bekannteren Schriftstellerin ist, erfährt man in seiner Autobiographie. Darin schreibt er von sich selbst in der dritten Person, aber das kann man als Flottenadmiral mit Ritterschlag schon einmal machen.
Leider liegen die 78 Seiten, verziert mit Zeichnungen von Tochter Cassandra, bislang nur in seiner schwungvollen Handschrift vor und müssen noch transkribiert werden. Das Jane Austen House Museum, das das Schriftstück im vergangenen Jahr erwarb, setzte auf Arbeitsteilung und rief die Schwarmintelligenz zu Franks 250. Geburtstag am Dienstag auf ihrer Website dazu auf, sich dafür zu melden. Der Aufruf stieß innerhalb weniger Stunden auf so große Resonanz, dass keine weiteren Hilfskräfte mehr angenommen werden können. Sehr bald wird die Öffentlichkeit also mehr über Flottenadmiral Frank Austen und seine 91 abenteuerlichen Lebensjahre erfahren, denn auch die Transkription will das Museum online stellen.