Vorschlag des Bundeskanzlers :
Stadtplanung aus der Mottenkiste

Judith Lembke
Ein Kommentar von
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Die Berliner Gropiussstadt gilt als gescheitertes städtebauliches Experiment.

Gegen die Wohnungsnot will der Bundeskanzler Stadtteile auf die grüne Wiese setzen. Aber wer soll die Großwohnsiedlungen 3.0 bauen?

Wäre der Begriff der Zeitenwende nicht so abgedroschen, würden wir ihn hier anbringen. Denn die Idee, die der Bundeskanzler in Heilbronn fast nebenbei in den Raum gestellt hat, wäre genau das, eine völlige Neuorientierung in der Baupolitik, die alles auf der Schutthalde entsorgen würde, was für die Stadtentwicklung bislang galt: der Fokus auf Nachverdichtung, die Vermeidung der Versiegelung neuer Flächen, die Stadt der kurzen Wege und die Förderung nutzungsgemischter, lebendiger Quartiere – alles abgelöst von 20 neuen Stadtteilen auf der grünen Wiese, ganz so wie in den Siebzigerjahren.

Gescheiterte Idee

Nun ist es auch für den Bundeskanzler kein Geheimnis, dass die Großwohnsiedlungen fünfzig Jahre nach ihrem Bau nicht als geglücktes städtebauliches Experiment gelten. Die damalige Vorstellung, mit hoher baulicher Dichte und vielen Geschossen Urbanität in der Peripherie zu erzeugen, hat nicht funktioniert. Mümmelmannsberg in Hamburg, Neue Vahr in Bremen und die Berliner Gropiusstadt sind verrufen als Zuhause derer, die Quartiersmanager mitunter despektierlich als „die drei As“ beschreiben, also der Arbeitslosen, Alkoholiker und einkommensschwachen Ausländer.

Man wolle die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen, heißt es. Wie also soll die Großwohnsiedlung 3.0 aussehen, und vor allem, wer soll sie bauen? Im Moment gehen noch nicht einmal die schon geplanten Großprojekte voran, von Freiburg-Dietenbach bis zum Hamburger Holstenareal herrscht Stillstand.

Noch mehr Auto-Pendler?

Aber selbst wenn sich durch phantastische Fördermilliarden angelockte Bauträger fänden: Dem Grundproblem, dass Siedlungen auf der grünen Wiese deutlich schneller entstehen als die nötige Infrastruktur, entkäme man dadurch nicht. Ihre Bewohner sollen in Zukunft wohl kaum mit dem Auto vom Stadtrand ins verkehrsberuhigte Zentrum pendeln, sondern mit der U-Bahn.

Auch die Vorstellung, Bauland ließe sich jenseits der Kernstadt leichter aktivieren, strafen die Erfahrungen der Vergangenheit Lügen. Vor der Großstadtgrenze liegt fast immer eine andere Kommune, die kein Interesse daran hat, gegen den Widerstand der angestammten Bevölkerung nicht nur Wohnungen für die Stadtflüchtigen zu bauen, sondern auch noch Schulen und Kindergärten.

Wie ein Megaprojekt in der Abstimmung mit den Nachbarkommunen zusammenschrumpft, lässt sich am Beispiel des Frankfurter „Stadtteils der Quartiere“ betrachten. Die Zeitenwende in der Baupolitik wird wohl ausbleiben. Aber Bundesbaukanzler Scholz hat gezeigt, dass er zum großen Wurf bereit wäre – zumindest rhetorisch.

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Simon Strauß
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