Hauptpreise der Berlinale : Die Balance zwischen Idylle und Unheil

Ein französischer Film gewinnt den Goldenen Bären, auch Christian Petzold und Angela Schanelec werden ausgezeichnet. Die übrigen Preise passen ins Bild eines insgesamt glanzlosen Festivals.
Ein schwimmendes, mit Holzlamellen verkleidetes ellipsenförmiges Gebäude am Pont Charles de Gaulle in Paris, nur wenige Schritte vom Gare de Lyon und der französischen Nationalbibliothek entfernt. Hier, im Wasser der Seine, liegt das psychiatrische Tageszentrum L’Adamant, das von mehreren Krankenhäusern gemeinsam betrieben wird. Der Regisseur Nicolas Philibert, der in Deutschland durch seine Dokumentation „Sein und Haben“ über eine Dorfschule in der Auvergne bekannt wurde, hat das L’Adamant sechs Monate lang fast täglich mit der Kamera besucht. So entstand ein Film, der die Psychiatriepatienten des schwimmenden Tageszentrums aus der Nahperspektive betrachtet: ihre Gruppensitzungen, ihre künstlerischen Workshops, ihren Filmklub, ihre Mittagspausen, aber auch jene Momente, in denen sie mit sich allein sind und Auskunft geben über ihr Selbstbild und ihren Blick auf die Welt. Zwei Stunden lang sieht der Film ihnen zu, und dabei erreicht er auf sanfte und unaufdringliche Art, dass wir die Menschen, die er zeigt, nicht mehr als Patienten, sondern als Personen wahrnehmen.