Philosophie und Karneval : Das Dasein nachtet fast

In Komödien tritt der Philosoph meist als Narr auf – oder umgekehrt. Wie humorfähig die Philosophie ist, zeigt auch das Beispiel Martin Heideggers und seines karnevalistischen Bruders Fritz.
Fritz Heidegger hatte seinem weltbekannten älteren Bruder mindestens eines voraus: „im Charakterfach Humor“ war er ihm, wie er selbst sagte, „haushoch überlegen“. Und das machte ihn in Meßkirch und Umgebung schon lange vor Martin berühmt - nachzulesen in Hans Dieter-Zimmermanns Studie „Martin und Fritz Heidegger. Philosophie und Fastnacht“. Was der Herr Professor so trieb, konnten die Einheimischen ohnehin nicht nachvollziehen: „Was ist denn das, ein Philosoph? Ah ich weiß, einer der viel sooft“, mutmaßte ein Meßkirchner. Dabei war eher Fritz Heidegger der Trinkfreudige. Intellektuell konnte er es mit seinem Bruder durchaus aufnehmen, ein Sprachfehler aber verwehrte ihm die angestrebte Karriere als Geistlicher, er wurde Bankangestellter, doch die Predigt zur Fastnacht ließ er sich nicht nehmen. Warum sein Stottern dabei aufhörte, bleibt nicht weniger rätselhaft als manche seiner Sätze.