Zum Tod von Walter Kappacher : Nicht Siegen, Dabeibleiben ist wichtig

Wiederholung als Thema, Verfahren und geheimes Versprechen: Walter Kappacher schrieb Einbildungsromane ohne Illusionen. Nachruf auf den Büchner-Preisträger des Jahres 2009.
Motorenlärm ist das Erkennungszeichen für die Macht des Gedruckten. Ganz und gar antiidealistisch, mit einer schmutzigen Fanfare zum Ruhm der Druckerschwärze, beginnt Walter Kappachers Roman „Ein Amateur“ aus dem Jahr 1993. Nicht als ein Reich der Muße, der kraft Distanzierung vom Weltgetriebe geschenkten Zeit, der Verdopplung oder gar Auslöschung der Wirklichkeit im Geistigen wird die Lektüre eingeführt. Simon, dem jungen Helden des Romans, der am Stadtrand von Salzburg aufwächst, in einer Barackensiedlung, in die seine Familie nach dem Einzug der Amerikaner umquartiert worden ist, fährt das Geräusch des Militärlastwagens jedes Mal in die Glieder, das sich in „das Rumpeln auf den Holzbohlen der Glanbrücke“ übersetzt: Dann „stürzte er aus dem Haus und lief die hundert Meter hinüber zur Altpapier-Deponie“. Er darf nicht gemächlich hinüberspazieren, obwohl der Lastwagen dort abladen wird, was die Soldaten ausgelesen haben: „Zeitungen, Magazine und Taschenbücher“. Es gilt, der Verwertung der Stapelware durch den Verwalter des Müllplatzes zuvorzukommen, der das zerfetzte und verschmierte Papier zu Geld machen kann, weil ihn der Inhalt nicht interessiert.