Durs Grünbein :
Mein Lieblingsbuch: „Satyricon“

Lesezeit: 3 Min.
Fragmente eines antiken Tavernen-Proust
Sollte ein Bibliotheksbrand wie jener von Alexandria abermals ganze Nationalliteraturen verschlingen, man könnte, bliebe nur dieser eine Textrest erhalten, aus ihm die erzählerische Moderne lückenlos rekonstruieren.
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Es gibt da ein Buch, das seinerzeit im Unbewußten explodiert sein muß, zumindest in dem des siebzehnjährigen Lesers. Mag sein, daß Zeit dabei eine Rolle gespielt hat, ihre metaphysische Paradoxie. Der Text war mehr als zweitausend Jahre alt und doch merkwürdig frisch, seltsam geil auch, geradezu hyperaktiv. Sein Verfasser war ein gewisser Petronius, ein Freizeitdichter, hauptberuflich Geschmacksberater für Kaiser Nero. Das kunstvolle Machwerk trug den Titel "Satyricon". Etwas willkürlich, denn tatsächlich handelte es sich um einen Scherbenhaufen aus Textfragmenten, den gesammelten Bruchstücken eines größeren Erzählwerks.

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