Rezension: Belletristik :
Allegorie der sekundären Welt

Lesezeit: 6 Min.
Das schönste Gedicht ist keins. Es ist 130 Jahre alt und ein Fahrplan, nichts als Abfahrtszeiten, angelaufene Häfen und Preise für die drei Klassen. Ausgangspunkt ist immer Alexandria. Die Ziele heißen Beirut, Jaffa, Smyrna, Dardanellen, Gallipoli, Konstantinopel, Odessa. Oder Livorno, Neapel, Genua. Oder Suez und Bombay mit Halt in Aden.
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Das schönste Gedicht ist keins. Es ist 130 Jahre alt und ein Fahrplan, nichts als Abfahrtszeiten, angelaufene Häfen und Preise für die drei Klassen. Ausgangspunkt ist immer Alexandria. Die Ziele heißen Beirut, Jaffa, Smyrna, Dardanellen, Gallipoli, Konstantinopel, Odessa. Oder Livorno, Neapel, Genua. Oder Suez und Bombay mit Halt in Aden. Entfernung 2972 Seemeilen, Dauer 313 Stunden (diese Linie geht wöchentlich). Kein Schiff läuft mehr Jaffa an, kaum jemand weiß noch, wie Smyrna heute heißt, und Konstantinopel, hat es das je gegeben? Aber die Fahrpläne, entnommen François Levernays "Führer und Jahrbuch Ägypten" von 1872, lassen sich durch die Wirklichkeit nicht erschüttern. Pech für die Welt, daß sie nicht mehr gültig sind, daß ihrer Herrlichkeit nichts mehr entspricht.

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