Philosophinnen in England :
Attacke in Oxford

Von Friedemann Bieber
Lesezeit: 6 Min.
Eine der vier Porträtierten: Iris Murdoch, aufgenommen im Jahr 1983.
Zur eigenen Stimme finden in einer Männerdomäne: Zwei neue Bücher widmen sich englischen Philosophinnen und Intellektuellen, die zum Angriff auf herrschende Lehrmeinungen bliesen.
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Philosophische Aussagen erheben gewöhnlich Anspruch auf Allgemeingültigkeit, entspringen aber stets einem spezifischen Kontext. Gleich zwei Bücher widmen sich nun vier bedeutenden Philosophinnen, deren Lebenswege sich in einem prägenden historischen Moment kreuzten. Als die Universität Oxford mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in den Notbetrieb wechselte und ein Großteil der männlichen Studenten sowie viele Wissenschaftler zum Militär gingen, blieben Elizabeth Anscombe, Philippa Foot (damals: Bosanquet), Iris Murdoch und Mary Midgley (damals: Scrutton) zurück. Die jungen Frauen erlebten eine jäh aus den tradierten Abläufen gerissene Universität: Collegegebäude wurden für die Versorgung Verwundeter requiriert, mit geflüchteten Intellektuellen aus Mitteleuropa hielten neue Lehrformate Einzug, und die Studentinnen waren plötzlich in der Überzahl. Es war dieses besondere Umfeld, in dem sie zur Philosophie fanden und Freundschaften miteinander formten, die teils ein Leben lang hielten. Und im Oxford der Nachkriegsjahre nahmen dann ihre eigenen philosophischen Arbeiten Gestalt an.

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