Einsames Hören :
Musik, die sich vor uns zurückzieht

Von Gerald Felber
Lesezeit: 5 Min.
Orgel für John Cages Stück „Organ2ASLSP“ in der Burchardi-Kirche in Halberstadt. Das Stück dauert 639 Jahre.
Von Johann Sebastian Bach bis John Cage gibt es Klänge, die kein Publikum suchen und nur sich selbst gehorchen. Vermögen sie in Zeiten der Isolation zu trösten?
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Als John Cage Anfang der sechziger Jahre transparentes Papier auf die Karten eines Sternatlas legte und mit Hilfe des altchinesischen Zeichenorakels „I Ging“ festlegte, welche der Himmelskörper sich in Notenköpfe und am Ende in seine Komposition „Atlas Eclipticalis“ verwandeln würden, war scheinbar alles Subjektive komplett aus der Musik verschwunden oder höchstens noch Erfüllungshilfe vorgegebener naturgesetzlicher Ordnungen – um dann doch wieder, gleichsam um die Ecke, zurückzukehren. Denn wer einer Aufführung des Werkes beiwohnt, begegnet nun zwar keiner im herkömmlichen Sinne gestalteten Musik mehr, dafür aber umso intensiver: sich selbst.

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