„Gott“ am Residenztheater : Absurdität zum Greifen nah
Im Prinzip ist alles möglich. Die ad absurdum geführte Idee, diesen Abend über das Leben, das Leiden und das Sterben im funktionsnackten Ordnungssystem bürograuer Lochwände spielen zu lassen, spricht für sich: Die gesamte Bühnenbreite des Münchner Residenztheaters, ein-schließlich der Türen an den kurzen Seiten, ist in die schwarz auf weiß gepunktete Suggestion unendlicher Gelegenheit wie Variabilität gekleidet, in einigen – unter unzähligen überzähligen – Löchern Halt zu finden. Dabei gibt es keinen einzigen Haken oder Aufhänger. Und weil die harten Stahlrohrbänke keine Lehnen haben, sind die darauf wie in Wartepositionen einer Sportlerreserve hockenden Protagonisten der einzige Wandschmuck, sind ihre Reden die Anhaltspunkte, aus denen sich zum Schluss ein individuelles Urteil bilden ließe. Eine grüne und eine rote Karte liegen schon bereit – was für eine lächerliche Auswahl angesichts der Fülle der Fälle, der Meinungen, der Löcher in Volker Thieles Bühnenbild.