„Gott“ am Residenztheater :
Absurdität zum Greifen nah

Von Teresa Grenzmann
Lesezeit: 4 Min.
Haltungen und Positionen können eindeutiger wirken, als sie sind: Cathrin Störmer als Vertreterin des Ethikrats in Max Färberböcks Inszenierung von „Gott“
Darf ein Mensch sein Leben beenden lassen? Das Residenztheater in München bohrt „Gott“ von Ferdinand von Schirach neu auf.
Merken
Zur App

Im Prinzip ist alles möglich. Die ad absurdum geführte Idee, diesen Abend über das Leben, das Leiden und das Sterben im funktionsnackten Ordnungssystem bürograuer Lochwände spielen zu lassen, spricht für sich: Die gesamte Bühnenbreite des Münchner Residenztheaters, ein-schließlich der Türen an den kurzen Seiten, ist in die schwarz auf weiß gepunktete Suggestion unendlicher Gelegenheit wie Va­riabilität gekleidet, in einigen – unter un­zähligen überzähligen – Löchern Halt zu finden. Dabei gibt es keinen einzigen Ha­ken oder Aufhänger. Und weil die harten Stahlrohrbänke keine Lehnen haben, sind die darauf wie in Wartepositionen einer Sportlerreserve hockenden Protagonisten der einzige Wandschmuck, sind ihre Reden die Anhaltspunkte, aus denen sich zum Schluss ein individuelles Urteil bilden ließe. Eine grüne und eine rote Karte liegen schon bereit – was für eine lächerliche Auswahl angesichts der Fülle der Fälle, der Meinungen, der Löcher in Volker Thieles Bühnenbild.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.
  翻译: