FAZ+Britischer Postskandal :
Am Herzschlag der Gemeinschaft

Lesezeit: 6 Min.
So lieben Briten ihre Post: Monia Dolan als Jo in dem Fernsehmehrteiler „Mr Bates vs. The Post Office“
Dass Großbritannien so erschüttert ist über den Postskandal, hat kulturelle Gründe: Das positive Image des ländlichen Postmeisters verdankt sich vor allem der Literatur.
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Die Postmeisterin des Dörfchens Broadhinny in Devon ist eine der ersten Personen, an die sich Hercule Poirot bei der Aufklärung des Mordes an Mrs McGinty wendet. In Agatha Christies Roman „Mrs McGinty’s Dead“ von 1952 (auf Deutsch „Vier Frauen und ein Mord“) ahnt der Meisterdetektiv, dass die Postmeisterin das „Hirn des Ortes“ ist. Denn in Großbritannien sind Frauen wie Mrs Sweetiman im fiktiven Broadhinny in ihren selbstständigen, bei der Post als „sub-post office“ unter Vertrag stehenden Filialen durch deren Doppelfunktion als Gemischtwaren­läden und Postschalter Dreh- und Angelpunkte der abgeschiedenen Gemeinschaften. Bereits Ende des neunzehnten Jahrhunderts berichtete ein walisischer Postmeister, dass die Dorfbewohner sich in ihren Nöten an ihn wandten – selbst der Pfarrer spiele da nur die zweite Geige.

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