Mir redet niemand rein!
Protokoll: Justus Bender
Es ist immer die Ungewissheit, die mir Angst macht. Wenn ich Angst habe, kann ich nicht immer genau sagen, wovor genau. Mache ich mir dann aber klar, was im schlimmsten Fall passiert, ist das Unheimliche sofort weg. So ist das immer, wenn ich etwas Wichtiges entscheiden muss. Ich war zum Beispiel lange unsicher, wo und was ich studieren soll. Aber was würde denn passieren, wenn ich mich für den falschen Studiengang entscheide? Im schlimmsten Fall könnte ich mich langweilen. Aber ich lande nicht gleich auf der Straße oder werde arbeitslos. Man kann im Leben immer nachsteuern, auch wenn man von Bafög lebt, so wie ich. Und man kann vor einer Entscheidung nicht immer alles berücksichtigen. Das gibt mir eine gewisse Gelassenheit.
Viele Menschen würden wahrscheinlich sagen, dass ich für mein Alter erfolgreich bin und eigentlich nicht klagen kann. Ich habe ein 1,0-Abitur in Hamburg gemacht, Physik in Heidelberg studiert, werde von der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert, war für ein Auslandssemester auf Hawaii, verbringe jetzt den Sommer an der Harvard-Universität in Cambridge und werde danach auf dem Forschungsschiff Polarstern Tiefwasserproben für meine Masterarbeit über physikalische Prozesse in den Weltmeeren entnehmen. Nur wenige bekommen solche Chancen, da kann ich also stolz drauf sein. Aber das wurde mir nicht in die Wiege gelegt, ich musste einiges dafür tun.
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