Widersprüchliche Philosophen : Hat das nackte Leben kein Recht auf Schutz?
Von Mark Siemons
Lesezeit: 5 Min.
Wenn der italienische Philosoph Giorgio Agamben von „nacktem Leben“ spricht, gebraucht er einen Begriff, den er selber hochgradig aufgeladen hat. In seinem Hauptwerk „Homo sacer“ bestimmte er so den Zustand, auf den der Staat Menschen reduzieren kann, wenn er ihnen alle ihre bürgerlichen Rechte nimmt. Dieses aus dem Bereich der Politik ausgeschlossene „Leben“ ist dann freigegeben für Misshandlungen aller Art bis hin zur Tötung, die sich die politische Ordnung sonst verbietet. Ein Ausnahmezustand wird so installiert, den Agamben von der altrömischen Rechtsfigur der „Homines sacri“ her entwickelte, die ohne Strafe getötet, aber auch nicht den Göttern zum Opfer gebracht werden dürfen, und bis hin zum Holocaust verfolgte.
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