Holocaust-Mahnmal beschmiert :
Schändung

Sandra Kegel
Ein Kommentar von
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Rote Hände an der „Mauer der Gerechten“ der Pariser Holocaust-Gedenkstätte

Die Pariser Holocaust-Gedenkstätte wurde mit Graffiti beschmiert. Sie zeigen blutrote Handabdrücke an der „Mauer der Gerechten“. Diese Anspielung auf die Situation in Gaza ist in vielfacher Hinsicht ein antisemitischer Tabubruch.

Dass das Pariser Holocaust-Memorial ausgerechnet in der Nacht zum 14. Mai geschändet wurde, ist ein weiterer zynischer Dreh in der Eskalationsdynamik. Unbekannte Aktivisten hatten rote Hände an die Wand der Gedenkstätte für jüdische NS-Opfer gesprüht – und das am Jahrestag der ersten Massenverhaftungen in Paris: Mehr als 3500 jüdische Männer, Frauen und Kinder waren damals, am 14. Mai 1941, verhaftet, deportiert und später in Auschwitz ermordet worden. Die offenbar vermummten Sprayer platzierten die roten Hände an der „Mauer der Gerechten“ direkt unterhalb der Namensliste, die dort jene fast viertausend Franzosen ehrt, die Juden während der NS-Besatzung zu Hilfe gekommen waren.

Die propalästinensischen Graffiti an der Gedenkstätte wurden in Frankreich auch deshalb augenblicklich so prompt und scharf verurteilt – Präsident Macron sprach von „abscheulichem Antisemitismus“, die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo stellte Strafanzeige –, weil die Ikonographie der roten Hände im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt noch einmal eine andere Schärfe erfährt. Zwar ­haben die Studenten, die während der Blockade der Eliteuniversität Science Po das Symbol ebenfalls verwendeten, erklärt, dass es sich dabei lediglich um einen Aufruf zum Waffenstillstand und gegen Blutvergießen handele. Und tatsächlich werden die roten Hände überall auf der Welt aufgegriffen als Zeichen einer Revolte gegen Herrscher, die man beschuldigt, Blut an den Händen zu haben wie bei den amerikanischen Black-Lives-Matter-Protesten oder dem Protest gegen Kindersoldaten.

Lynchmord an zwei israelischen Soldaten

Doch spätestens seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober stehen die roten Hände außerdem im Kontext eines Lynchmords an zwei israelischen Soldaten im Westjordanland. Während der zweiten Intifada waren im Oktober 2000 zwei israelische Reservisten offenbar versehentlich in die unter palästinensischer Autonomie stehende Stadt Ramallah eingedrungen. Dort wurden sie von einem Mob gelyncht, und einer der Mörder hielt anschließend seine blutverschmierten Hände aus dem Fenster der Polizeistation – als Zeichen für Sieg. Ein italienisches Fernsehteam hat das mörderische Treiben damals gefilmt. Das muss man wissen, um die roten Hände an der Mauer einer Gedenkstätte für jüdische NS-Opfer in all ihrer Drastik zu verstehen. Denn das Symbol steht nicht nur für eine Täter-Opfer-Umkehr.

Die jüdischen Opfer von damals sind nicht die Ursache für den Krieg heute in Nahost, und doch werden Parallelen gezogen. Darüber hinaus sind die roten Hände als Warnung zu verstehen – die ungeheuerliche Warnung, dass der Holocaust noch nicht zu Ende sei. Die französische Regierungssprecherin Prisca Thevenot hat deshalb auch nicht übertrieben, als sie das Symbol an diesem Ort als Antisemitismus in seiner zügellosesten Form bezeich­nete. Die Graffiti auf der „Mauer der Gerechten“ sind längst weggewischt, nicht aber die Ängste, die sie erbarmungslos heraufbeschwören wollen.

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