Cy Twombly in München :
Zerlaufendes Rot und Kanonen

Von Benjamin Paul
Lesezeit: 4 Min.
450 Jahre her, doch geradezu unheimlich aktuell: Cy Twomblys zwölfteiliger Lepanto-Zyklus in der Münchner Sammlung Brandhorst zählt zu den wichtigsten Werken des Künstlers wie auch der Moderne.
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Vor genau 450 Jahren fand am 7. Oktober 1571 im Ionischen Meer im heutigen Griechenland die Schlacht von Lepanto statt. Es zeugt von deren anhaltendem Mythos, dass nicht nur ein Gran Reserva Brandy nach der Schlacht benannt ist, sondern auch, dass noch 2001 der US-amerikanische Maler Cy Twombly auf der Venedig Biennale einen gigantischen, zwölfteiligen Lepanto-Zyklus zeigte. Da­bei war Lepanto, wo die Flotte der Heiligen Liga, bestehend aus dem Papsttum, Spanien und Venedig, überraschend die scheinbar übermächtigen Türken be­zwang, ein Pyrrhussieg. Denn obwohl die Liga die Schlacht gewann, verlor sie den Krieg und konnte die Ausbreitung der Osmanen im östlichen Mittelmeer nicht aufhalten. Im Gegenteil, nur zwei Jahre später sah sich Venedig zu einem Friedensschluss mit den Türken genötigt, zu demütigen Konditionen, da die einstige Königin der Meere den Verlust von Zypern, den Auslöser des Konflikts, akzeptierte und sich sogar zu enormen Reparationszahlungen verpflichtete.

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